Ruhig und zufrieden fressen die Fleckvieh-Kühe im Laufstall das trockene Heu. Alles wirkt harmonisch im aargauischen Frick. Der Bauernbetrieb gehört zum FIBL, zum Forschungsinstitut für biologische Landwirtschaft, wo die Agronomin Anet Spengler arbeitet. Ein Laufstall sei im Prinzip eine gute Sache, sagt sie. Die Tiere könnten sich frei bewegen, ihr Sozialverhalten ausleben, «aber der Laufstall muss richtig gebaut sein, sonst kann er für rangniedere Tiere auch stressig sein.»
Ruhige Kühe für die Zucht
Im Laufstall sind die Kühe, die in der Rangordnung weiter unten sind, ständig mit ihren dominanteren Artgenossinnen konfrontiert. Es wird geschubst und gestossen. Dabei kann es zu Verletzungen kommen. Das Problem kann aber entschärft werden, wie eine neue Studie von Anna Bieber zeigt, die ebenfalls als Forscherin am FIBL arbeitet.
Die Studie zeigt, dass es sich für die Bauern lohnt, für die Zucht die richtigen Kühe auszuwählen. Das Temperament ist bei Rindern viel stärker genetisch bedingt als bislang angenommen. So besteht eine gewisse Aussicht, dass die Kälber von ruhigen Kühen sich ihrerseits zu ruhigen Tieren entwickeln.
Ausweichmöglichkeiten schaffen
Deshalb die Empfehlung vom FIBL, dass Bauern vor allem mit solchen Kühen züchten und allzu temperamentvolle Kühe von der Zucht ausschliessen sollen. Dann dürfte auch der Stress in der Herde zurückgehen.
Diese Erkenntnis ist sehr hilfreich, ein Allheilmittel ist sie natürlich nicht. Die Expertinnen vom FIBL betonen denn auch, dass neben der geeigneten Zuchtauswahl auch der Laufstall richtig konzipiert sein muss. So sollte es im Laufstall genügend Platz oder Möglichkeiten geben, dass die Kühe einander ausweichen können. Zum Beispiel bei den Liegeboxen, in Form von mehreren Ein- und Ausgängen. «So können die Kühe ausweichen und es gibt weniger Verletzungen», stellte Spengler auf dem Hof fest.
Eine wichtige Massnahme, denn es ist klar, dass sich – auch wenn man ruhigere Kühe züchtet – gewisse Rangeleien um die Rangordnung nicht vermeiden lassen.