Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck ist für zwei Tage zu Besuch in die Schweiz. Es sei, als komme er in ein «Kern-Europa», hatte er in der Sendung «Sternstunde Philosophie» mit Blick auf seinen Besuch gesagt. Die Schweiz habe viel früher als andere ein Zusammenleben der unterschiedlichen Sprachen, Religionen und Traditionen praktiziert.
Heute traf sich Gauck mit Bundespräsident Didier Burkhalter und informierte sich über das Wesen der direkten Demokratie. Im Mittelpunkt der Gespräche standen die vielfältigen und intensiven Beziehungen zwischen der Schweiz und Deutschland.
Zudem nutzten die Gesprächspartner das Treffen zu einem Austausch über Fragen der direkten Demokratie, über die internationale Verantwortung Europas sowie die Rolle der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa OSZE.
«Gauck wird der Schweiz ins Gewissen reden»
Jürgen Dunsch ist Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in der Schweiz. Die Abstimmung über die Zuwanderungs-Initiative sei für Gauck Anlass zur Besorgnis, sagt Dunsch. Diesbezüglich werde er versuchen, der Schweiz ins Gewissen zu reden.
Gauck werde der Schweiz sagen, dass sie in Deutschland weiter auf viel Verständnis stosse, so Dunsch. Und er werde die Schweiz bitten, nicht zur Verschärfung der Konflikte und der bestehenden Differenzen beizutragen.
Fritz Burkhalter ist Gründer und Präsident des «Swiss German Club», einem Netzwerk von Deutschen und Schweizern. Er glaubt nicht, dass das Abstimmungsresultat den Besuch Gaucks überschatten wird. Gauck sei ein starker Verfechter von Freiheit. Er schätze die Schweiz sehr.
Besuch soll Zusammenarbeit fördern
Der «Swiss German Club» will die wirtschaftliche und politische Zusammenarbeit der beiden Länder fördern. Gründer Burkhalter verweist im Gespräch mit SRF auf die eng verflochtene Wirtschaft der Nachbarländer. Hier erhofft er sich vom Besuch Gaucks einen Motivationsschub für eine engere Zusammenarbeit.
Burkhalter wünscht sich, dass Deutschland die Schweiz in der EU als «Götti» vertritt. Die Schweiz müsse verstanden werden. Denn bei Gesprächen mit Unternehmen in Deutschland stelle er oft fest, dass dies nicht der Fall sei.
«Gauck ist eine integrierende Person»
Der Gründer des «Swiss German Clubs» rechnet aber nicht damit, dass der Besuch konkrete und handfeste Ergebnisse hervorbringt. Vielmehr erhofft er sich Impulse auf der atmosphärischen Ebene. «Herr Gauck hat die Funktion, Deutschland nach innen und nach aussen zu repräsentieren.» Es gehe darum zu zeigen, dass Deutschland die Schweiz unterstütze. «Das kann Herr Gauck als integrierende Person sehr gut.»
Für den Abend ist eine Rede Gaucks vor Wirtschaftsvertretern geplant. Am zweiten Tag seines Besuchs wird Gauck in Genf Vertreter der Genfer Kantonsregierung treffen und das Europäische Kernforschungszentrum CERN besuchen. Zuletzt war Gaucks Amtsvorgänger Christian Wulff im September 2010 zu einem Besuch in der Schweiz.