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Behandschuhte Hände ziehen eine Spritze mit dem Impfstoff auf.
Legende: Die Masern-Impfung in der Schweiz wird forciert. Keystone

Schweiz Gegen Masern impfen – aus Solidarität

In der Schweiz sollen die Masern bis 2015 ausgerottet sein – dieses Ziel verfolgt der Bund. Er fordert die Bürgerinnen und Bürger deshalb dazu auf, sich gegen Masern zu impfen. Dies sei ein Akt der Solidarität, so das Hauptargument.

Die Schweiz hat sich verpflichtet, die Masern auf ihrem Gebiet bis Ende 2015 zu eliminieren. Damit dieses Ziel erreicht werden kann, müssen 95 Prozent der Bevölkerung gegen die Krankheit immun sein. Immun ist, wer geimpft ist oder die Krankheit bereits durchgemacht hat. Derzeit liegt die Durchimpfung bei durchschnittlich 85 Prozent.

Kantonale Unterschiede

Dabei gibt es aber grosse Unterschiede zwischen den einzelnen Kantonen. So beträgt die Impfrate in den Innerschweizer Kantonen teilweise nur rund 50 Prozent, während sie etwa in Genf bei fast 100 Prozent liegt. Thomas Burgener, der Präsident des Komitees für eine Schweiz ohne Masern und ehemalige Walliser Gesundheitsdirektor, führt dies auf kulturelle Unterschiede zurück. Gegenüber SRF sagt Burgener, die Skepsis gegenüber der Impfung sei in der Inner- oder Zentralschweiz grösser als etwa in der Westschweiz.

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Bund und Kantone lancieren deshalb eine Informationskampagne mit der Aufforderung, sich impfen zu lassen. Zuoberst auf der Prioritätenliste steht die Verbesserung der Durchimpfung bei den Kindern. Ebenfalls zur Impfung aufgfordert werden Erwachsene bis 50 Jahre. Seit Anfang Jahr ist die Impfung deshalb bis Ende 2015 von der Versicherungsfranchise befreit. Personen, die 1963 oder früher geboren sind, sind nicht betroffen. Man geht davon aus, dass sie praktisch alle die Masern durchgemacht haben.

Kein Impfzwang – aber Akt der Solidarität

Gegen die Kampagne wird auch Kritik laut. Yvonne Gilli, Nationalrätin der Grünen und Ärztin, moniert, die Behörden würden massiv Druck machen auf Eltern und Kinder, die nicht geimpft sind. Denn kranken Kindern drohten bis zu mehrwöchige Schul-Ausschlüsse. «Das entspricht praktisch einem Impfzwang», so Gilli.

Das sieht Burgener anders: Es gehe nicht, dass kranke Kinder die Masern in der Schule weiter verbreiten würden, sagt er. Und: «Wenn sich jemand nicht impfen lassen will, so ist das seine persönliche Freiheit. Dann muss er aber auch gewisse Einschränkungen hinnehmen.»

Nicht harmlos

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Die Masern sind keine harmlose Krankheit, betont das Bundesamt für Gesundheit. Die Krankheit kann schwere Komplikationen verursachen oder sogar zum Tod führen. Ohne die Impfung hätte die Schweiz 20 bis 30 Todesfälle pro Jahr und zahlreiche Hirnentzündungen zu beklagen.

Auch der Bund betont, es stehe weiterhin jeder Person frei, sich oder ihre Kinder impfen zu lassen. Aber: Die Impfung sei ein Akt der Solidarität, argumentieren die Behörden. Indem man sich selbst schütze, schütze man auch Menschen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können oder deren Impfschutz ungenügend ist, etwa Säuglinge und Personen mit Immunschwäche.

Massive Zunahme der Masern-Fälle

Seit Anfang dieses Jahres wurden in der Schweiz 179 Masernfälle gemeldet – gegenüber 61 Fällen in derselben Vorjahresperiode. Das entspricht einer Zunahme um 193 Prozent. Die meisten Fälle wurden in den Regionen mit vergleichsweise tiefer Durchimpfungsrate verzeichnet: Aus Uri, Schwyz oder auch aus dem Kanton Wallis, wie Burgener ausführt. Insbesondere in diesen Kantonen seien die Behörden nun gefordert.

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