Daniel Flach, Hausarzt und Geschäftsführer einer grossen Notfallpraxis in Bern, sorgte für den Paukenschlag. An einem Podiumsgespräch beschrieb Flach kürzlich vier Fälle, in denen Ärzte Geld dafür bekommen hatten, dass sie anderen Ärzten Patienten überwiesen hatten.
Flach kennt zum Beispiel eine Gruppenpraxis, die 500 Franken für jeden Patienten erhält, den sie an ein Privatspital weiterreicht – und ein Ärztenetzwerk, das Patienten nur Orthopäden zuweist, die dafür bezahlen. Namen nannte Flach keine und er will sich auch gar nicht mehr zum Thema äussern.
«Ethisch bedenklich»
Seine Ausführungen sind in der «Aargauer Zeitung» festgehalten. Sie beunruhigen andere Akteure im Gesundheitswesen, zum Beispiel das Bundesamt für Gesundheit (BAG). Vize-Direktor Oliver Peters sagt: «Es ist in höchstem Masse bedenklich und ethisch fragwürdig, wenn die Freiheit der Patienten durch finanzielle Deals unterlaufen wird.» Es vergrössere auch das Risiko von unnötigen Behandlungen zu Lasten der Patienten.
Per se illegal hingegen seien Geldgeschenke zwischen Ärzten nicht, allerdings müssen die Vergünstigungen laut Gesetz den Patienten zugute kommen. Dass dies in jedem Fall geschieht, glaubt Peters nun nicht mehr: «Was in der Presse heute geschildert wird, sind Arrangements, die weitergehen. Das BAG wird weitergehende Massnahmen prüfen müssen.»
Konkret will das Bundesamt abklären, ob es neue Gesetze oder Verordnungen braucht, um gegen unsaubere Geldgeschenke zwischen Ärzten vorzugehen. Bisher, gibt Peters unumwunden zu, habe man keine Anhaltspunkte dafür gehabt, dass solche Praktiken ein grosses Problem seien.
Korrupte deutsche Ärzte?
Möglicherweise ist auch erst in letzter Zeit vermehrt Geld zwischen Ärzten geflossen. Alexander von Weymarn, Präsident des Dachverbands der Ärztenetzwerke Medswiss, hat dafür eine Erklärung. Er sagt: «Wir haben viele Kollegen aus Deutschland, wo dies durchaus üblich ist. Sie haben diese Kultur noch nicht, die wir haben.»
Anders gesagt: In Deutschland ist die Devise Geld gegen Patienten laut Weymarn weiter verbreitet als in der Schweiz. Da es viele deutsche Ärzte in der Schweiz gebe, könnten solche Gewohnheiten nun auch hierzulande aufkommen.
Er wolle den deutschen Ärzten aber keinesfalls Bösartigkeit oder illegale Machenschaften unterstellen, sagt Weymarn. Stattdessen werde sein Verband den erwähnten Fällen nun nachgehen.