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Michael Ambühl
Legende: Seit drei Jahren war Michael Ambühl Chefdiplomat. Statt zu vermitteln, wird er nun an der ETH Zürich unterrichten. Keystone

Schweiz Gesucht: Intelligenter Stratege mit dickem Fell

Der Job als Chef-Diplomat im Staatssekretariat für internationale Finanzfragen ist zu vergeben. Dies nachdem Michael Ambühl überraschend gekündigt hat. Was muss die neue Person mitbringen? Ein Anforderungsprofil.

Intelligent. Hartnäckig. Clever. Immer wieder haben Feind und Freund Michael Ambühl diese drei Eigenschaften bescheinigt. Der Job als Chef-Diplomat im Staatssekretariat für internationale Finanzfragen (SIF) verlangt nach einer Person mit viel Fachwissen und einem grossen Erfahrungshorizont.

Internationale Finanz-, Währungs- und Steuerfragen muss der oder die Neue im Detail kennen. Und als Vordenker muss er in diesen Dossiers die internationalen Verhandlungen koordinieren und strategisch führen.

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Verhandlungsgeschick ist das eine. Eine hohe Frusttoleranz das andere. Der neue Chef-Unterhändler muss Niederlagen einstecken können. Ambühl beispielsweise scheiterte in Deutschland mit der Abgeltungssteuer als Alternative zum automatischen Informationsaustausch. Er erlebte, wie aus einstigen Weggefährten Gegner wurden: beispielsweise Luxemburg in Sachen Bankgeheimnis.

Er oder sie muss sich mit Widmer-Schlumpf verstehen

Die neue Person an der Spitze des SIF braucht zudem einen langen Atem: Der Steuerstreit mit den USA dauert bereits mehr als 5 Jahre. Kaum war der UBS-Deal unter Dach und Fach, ging der Streit ums Schweizer Bankgeheimnis und US-Steuersünder wieder los. Noch ist offen, ob das erhoffte Abkommen mit den amerikanischen Steuerbehörden nun bald kommt und ob die Schweizer Banken nun bald ihre Altlasten bereinigen können.

Der oder die Neue muss zudem den Spagat schaffen: Nicht zu bankenhörig, nicht zu nachgiebig sein. Und: Ambühls Nachfolger muss es mit der Chefin des Finanzdepartements, mit Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf können.

Nur so wird der neue Staatssekretär im SIF die vielen Baustellen zuschütten können, die dort auf ihn warten. Dazu gehören Verhandlungen über den Automatischen Informationsaustausch. Oder: Der Streit über die Besteuerung von gemischten Gesellschaften und Holdings mit der EU. Einmal mehr drohen schwarze Listen. Auch der Streit in Sachen Erbschaftssteuern mit Frankreich harrt einer Lösung. Und: Es ist nicht auszuschliessen, dass der Deal mit den US-Steuerbehörden immer noch nicht steht, wenn der Neue Anfang September im SIF anfangen sollte. (mery)

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