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Schweiz Gesundheitskosten: Steigt das Angebot, steigen die Ansprüche

Eine neue Studie von Santésuisse belegt: Im Gesundheitswesen lassen die Angebote die Nachfrage nach oben schnellen. Je grösser die Angebotsmenge, umso mehr werden Leistungen beansprucht. Santésuisse-Vorsteher Christoph Meier sieht das Problem vor allem bei den überflüssigen Leistungen.

Entscheidend für die Entwicklung der Gesundheitskosten sei das grosse Mengenwachstum, schreibt der Krankenkassenverband Santésuisse. Der Verband bezieht sich dabei auf eine Untersuchung der Mengen- und Preisentwicklung bei der obligatorischen Krankenpflegeversicherung in den Jahren 2004 bis 2010. Es ist eine Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.

Nehme in einem Kanton die Anzahl der Spezialärzte und das Ausmass der spitalambulanten Betreuung zu, so würden automatisch auch mehr Leistungen beansprucht. Die These, dass im Gesundheitsmarkt das Angebot die Menge der Leistungen bestimme, sei damit bestätigt, erklärt der Krankenkassenverband.

Gesundheits-Tarife anpassen

Santésuisse-Vorsteher Christoph Meier erteilt darum der Idee von GDK-Präsident Carlo Conti eine Abfuhr, wonach die Schaffung von Prämiengrossregionen das Problem mit in einigen Kantonen zu viel bezahlten Krankenkassenprämien beheben liesse.

Zu prüfen sei hingegen, ob tiefere Arzttarife in den überversorgten städtischen Gebieten und höhere Tarife in den ländlichen Regionen Sinn machen würden, schreibt Santésuisse. Damit soll angeregt werden, dass für Ärzte aus der Stadt die Arbeit auf dem Land attraktiv bleibt.

Überflüssiges als Problem

«Die Schweizer Bevölkerung will gut versorgt sein. Wenn die Medizin mehr kann, dann darf sie auch mehr. Das hat seinen Preis.» Nicht die Mengen an sich seien kritisch, sondern überflüssige Leistungen und Leistungen am falschen Ort, sagt Christoph Meier.

Die neuste Studie von Santésuisse sage nur etwas über die Zunahme der Behandlungen aus, aber zu wenig über die Qualität aus, kritisiert der Gesundheitsökonom Willi Oggier.

Ambulante Wirtschaftlichkeit prüfen

Die ambulanten Spital-Behandlungen haben gemäss der Studie von Santésuisse zwischen 2004 und 2010 deutlich zugenommen. Gleichzeitig aber haben die stationären Leistungen nicht wie erhofft abgenommen.

Das ist auch für den Gesundheitsökonomen Willy Oggier überraschend. Da bisher auch aufgrund des medizinischen Fortschrittes davon ausgegangen wurde, dass die ambulanten Behandlungen stationäre ersetzen. Jedoch: «Bei zusatzversicherten Patienten gehe ich davon aus, dass das kurz-bis mittelfristig nicht der Fall sein wird, weil das Spital daran finanziell kein Interesse hat und auch der behandelnde Arzt nicht.»

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