Güterzüge bleiben auf dem Schweizer Schienennetz immer öfter stehen. Manchmal kommen sie gar nicht mehr durch. So etwa am linken Zürichsee-Ufer: Dort gebe es «praktisch keinen» Güterverkehr mehr, sagt Frank Furrer. Er ist Geschäftsführer des Verbandes der verladenden Wirtschaft. Für Güter-Fahrten liesse der enge Taktfahrplan des Personenverkehrs schlicht keinen Raum mehr.
Post ist auf Güterzüge angewiesen
Personenzüge haben bislang immer Vortritt. Und sie bremsen die Güterzüge aus. So dauert die Reise für Postpakete oder Kleider von der Ost- in die Westschweiz gut und gerne acht Stunden. Das sei viel zu lang, sagt Furrer. Denn die Kunden dürften spät am Tag noch bestellen und rechneten bereits am Folgetag mit der Lieferung.
Immerhin ein Viertel der Güter wird noch per Bahn transportiert. Insbesondere der Detailhandel und die Post sind darauf angewiesen. Sie fordern jetzt eine gesetzlich geregelte Mitsprache bei der künftigen Nutzung des Bahnnetzes.
BAV zeigt sich kompromissbereit
Im Bundesamt für Verkehr (BAV) hat man das Problem erkannt. BAV-Sprecher Andreas Windlinger gibt zu: Der Personenverkehr habe in den letzten Jahren den Güterverkehr verdrängt. Deshalb soll der Personenverkehr nach der laufenden Totalrevision des Gütertransportgesetzes nicht mehr in jedem Fall Vortritt haben. Man werde jetzt, nach dem Ende der Vernehmlassung, auch das Anliegen nach mehr Mitsprache prüfen, sagt Windlinger.
Was aber bedeuten die Neuerungen für die Reisenden in den Zügen? «Auf einzelnen Strecken würden Personenzüge mal zwei, drei Minuten später fahren – und damit nicht mehr hundertprozentig im Takt verkehren», sagt Dirk Bruckmann, vom Institut für Verkehrsplanung an der ETH Zürich.
In seltenen Fällen müssten die Reisenden in Regionalzügen also mal einem Güterzug den Vortritt lassen. Aber dass die Güterzüge gleich den ganzen Taktfahrplan durcheinanderbringen können – soweit wird es sicherlich nicht kommen.