Ein bisschen müde sei er schon, sagt Bundespräsident Didier Burkhalter nach einem Jahr, das mit «ereignisreich» noch harmlos umschrieben ist: Das schweizerisch-europäische Verhältnis auf dem Prüfstand, Volksinitiativen von beträchtlicher Tragweite – und nicht zuletzt der schwelende Konflikt in der Ostukraine. Letzterer versetzte Burkhalter in seiner Rolle als Vorsitzender der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) mitten ins Auge des weltpolitischen Sturms.
«Etwas mehr Schweiz in die Welt bringen»
Und dennoch, die Schweiz blicke auf ein gutes Jahr 2014 zurück. Dies könne man aber leider nicht über die Welt sagen, so der scheidende Bundespräsident. Doch es sei nützlich gewesen, «etwas mehr Schweiz in diese Welt zu bringen.»
Für seine Arbeit erntete Burkhalter parteiübergreifend viel Lob, die «Schweiz der Guten Dienste» lebte neu auf. Ein Grund, sich zurückzulehnen? Mitnichten, gemeinsam mit Serbien, das den OSZE-Vorsitz im kommenden Jahr übernimmt, und Deutschland (ab 2016), werde man sich auch weiterhin bei der Lösung des Konflikts einbringen.
«Ich hatte schlaflose Nächte»
«Geschlafen habe ich schon, aber sehr wenig», räumt Burkhalter mit Blick auf seine präsidiale Doppelfunktion ein. «Wenn die Lösung in Reichweite, aber noch nicht da ist, dann rattert es. Wie in einem Computer.»
Doch er habe sich in seiner Rolle wohl gefühlt. Auch, weil er das Gefühl hatte, die Schweiz vorwärts zu bringen. Trotzdem habe sein Jahr, das zu gleichen Teilen in der Luft wie auf dem Boden stattgefunden hat, auch körperlich Spuren hinterlassen.
Höhepunkte – und Enttäuschungen?
Bei aller Verwicklung in die weltpolitischen Vorgänge: Den persönlichen Höhepunkt des vergangenen Jahres sieht Burkhalter in den vielen Treffen mit der Jugend: «Wir Politiker wissen, dass wir für die junge Generation arbeiten. Und wir wollen, dass sie so schnell wie möglich Verantwortung übernehmen kann.»
Auf die Frage nach Enttäuschungen während des bewegten Jahres gibt sich Burkhalter abgeklärt: «Ich bin sehr realistisch in der Politik geworden. Man muss die Dinge nehmen, wie sie sind, und versuchen, sie besser zu machen.»
Keine Bitterkeit
Diesem Credo versuchte Burkhalter selbstredend auch in seiner Rolle als Interessenvertreter der Schweiz gerecht zu werden. Die OSZE-Präsidentschaft sei dabei nicht etwa hinderlich gewesen: «Es erleichterte es uns, direkte Kontakte zu einflussreichen Staatschefs wie Angela Merkel zu haben. Das Zusammenkommen der Präsidien war wichtig – auch für unsere Interessen.»
Ein Jahr im Rampenlicht und nun zurück ins «zweite Glied»? «Jamais amertume», habe er sich bei seinem Eintritt in die Politik geschworen: «Keine Bitterkeit». Er habe überhaupt kein Problem, aus dem Scheinwerferlicht zu treten. Doch dies dürfte nicht wirklich passieren: Auch künftig wird der Schweizer Aussenminister genug Dossiers von nationaler wie internationaler Tragweite zu bewältigen haben.