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Schweiz Heimatschutz will nicht an Einfluss verlieren

Beim Ausbau der erneuerbaren Energien prallen die Interessen des Heimatschutzes und der Kraftwerkbetreiber aufeinander. Vier Verbände haben die «Alliance Patrimoine» gegründet – damit der Natur- und Heimatschutz nicht zurückgebunden wird.

Vier Heimatschutz-Verbände kämpfen dafür, dass der Schutz von Kulturgut und Energiewende nicht gegeneinander ausgespielt werden – notfalls mit einem Referendum. Zu diesem Zweck gründeten sie die «Alliance Patrimoine». Diese sieht sich als «Anwältin des kulturellen Erbes».

«Schutz des kulturellen Erbes»

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Die «Alliance Patrimoine» setzt sich aus den Organisationen Archäologie Schweiz (AS), Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (GSK), der Nationalen Informationsstelle für Kulturgüter-Erhaltung (NIKE) sowie dem Schweizer Heimatschutz (SHS) zusammen. Nach eigenen Angaben vereint sie 92'000 Mitglieder.

Im Visier hat die Allianz vor allem eine parlamentarische Initiative aus dem Ständerat. Eine Kommission arbeitet derzeit auf Basis des Vorstosses eine Gesetzesrevision aus: Bei der Bewilligung von Bauten zur Nutzung erneuerbarer Energie sollen Gutachten von Natur- und Heimatschutz-Verbänden an Gewicht verlieren.

Darin sieht die Allianz eine «Demontage des Denkmal- und Landschaftsschutzes», wie Adrian Schmid, Geschäftsleiter Schweizer Heimatschutz, sagte. Die Interessen des Natur- und Heimatschutzes dürften nicht über jene der Förderung der erneuerbaren Energie gestellt werden.

Genügend unproblematische Gebäude

Der Heimatschutz stehe hinter der Energiewende, betont Schmid. Diese sei aber «kein Freipass, die letzten wilden Bergbäche zu ‹verbetonieren› oder die Dächer von geschützten Baudenkmälern willkürlich mit Solaranlagen zu bestücken.»

Aus Sicht der Allianz gibt es genügend andere Möglichkeiten für Kraftwerke mit erneuerbaren Energieträgern. Ohne dafür Kulturgüter unwiederbringlich in Mitleidenschaft zu ziehen. Maximal fünfzehn Prozent der Gebäude in der Schweiz stehen laut Allianz unter Denkmal- oder Ortsbildschutz.

Damit blieben rund 1,5 Millionen Gebäude, auf denen bedenkenlos Solaranlagen gebaut werden könnten, schätzt Nicole Bauermeister, Direktorin der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. 

«Juwelen schützen»

Verhindern will die Allianz beispielsweise Solaranlagen auf den Dächern der Berner Altstadt. Solche «Juwelen» gelte es zu schützen, sagt Schmid. Für den Ausbau stünden aber vermehrt auch Schutzgebiete und -objekte wie etwa jene im Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung (BLN).

Die Allianz gibt auch zu bedenken: Solaranlagen auf Fussballstadien oder Einfamilienhäusern zu installieren sei effizienter, als in einer dicht gebauten und deshalb bereits energieeffizienten Altstadt.

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