Pflanzenkunde auf einer saftigen Wiese im Emmental: Die 24 jungen Personen zahlen über 4000 Franken um sich auf dem zweiten Bildungsweg zum Bauern mit Subventionsberechtigung ausbilden zu lassen. Die meisten von ihnen wollen vorläufig nur im Nebenerwerb in der Landwirtschaft arbeiten.
Carol Knuchel, Immobilien-Fachfrau, kümmert sich in ihrer Freizeit um die Schweine im elterlichen Betrieb. Nach über 10 Jahren Ausbildung und Praxis im kaufmännischen Bereich hat sie sich entschlossen, mit der Übernahme des elterlichen Hofes ein zweites berufliches Standbein aufzubauen. «Da steckt das ganze Herzblut meiner Eltern drin», sagt Knuchel. «Ich will das weiterführen, weil es mich interessiert.»
Marc Santschi hat es wie sein Vater im Coiffeur-Beruf weit gebracht, wie auch internationale Auszeichnungen beweisen. Nachdem er im Hof seines Onkels ausgeholfen hatte, entdeckte er die Liebe zur Landwirtschaft. «Ich hatte eigentlich immer einen Bezug zu Tieren, Maschinen und zum Land.» Er mache die Schule, damit er auch die Details lerne, die Theorie. Die Praxis kenne er ja bereits.
Weniger Kritik in den Bergregionen
Die Kurse für spätberufene Nebenerwerbsbauern sind unter den Landwirten sehr umstritten. Professionelle Bauern wie Peter Friedli fürchten die Konkurrenz der Freizeitbauern. «Man verlangt immer mehr, dass wir wirtschaftlich arbeiten. Dafür brauchen wir eine gewisse Grösse. Mit den Kursen beanspruchen aber Personen Land für sich, welches eigentlich auf dem Markt verfügbar sein sollte, damit wir wachsen können.»
Kursleiter Ernst Flückiger relativiert die Kritik der professionellen Bauern. «Der Kampf ums Land innerhalb der Landwirtschaft ist verständlich. Aber wir müssen auch beachten, dass für den ländlichen Raum jede Familie wichtig ist, in den abgelegenen Tälern die sich entvölkern. Darum ist es sinnvoll, dass jemand der schon auf einem Bauernbetrieb aufgewachsen ist, den Betrieb dann später übernehmen kann.»
Tatsächlich sind die Kurse in den Bergregionen viel weniger umstritten, bestätigt die kantonale Landwirtschaftsdirektoren-Konferenz. Die Kantone hätten dies angeregt diskutiert: «Die ‹Talkantone› votierten für die professionelle Landwirtschaft, die Bergkantone standen eher für das Modell der Erwerbskombination ein.»
Die Kurse, die zu Direktzahlungen berechtigen sind umstritten, entsprechen aber offenbar einem grossen Bedürfnis.