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Jeffrey R. Cellars und Moderatorin Ursula Hürzeler im Gespräch.
Legende: Jeffrey R. Cellars vor dem Interview im Studio von Radio SRF. SRF

Schweiz Höchster US-Diplomat: «Beeindruckt vom Stolz der Schweizer»

Die USA haben einen neuen höchsten Diplomaten in der Schweiz. Er heisst Jeffrey R. Cellars. Im Interview sagt er, was Schweizer und Amerikaner verbindet und was er von den Entwicklungen im Steuerstreit zwischen den beiden Ländern hält.

SRF: Was ist die Schweiz für Sie?

Das ist eine schwierige Frage. Ich bin erst seit drei Wochen hier. Aber was mich beeindruckt, ist die Vielfältigkeit der Schweiz, die atemberaubende Schönheit der Natur, und wie warm ich hier empfangen wurde. Ich war am Nationalfeiertag auf der Rütli-Wiese. Ich war sehr beeindruckt von dem tiefen Stolz, den die Schweizer für ihr Land empfinden. Überall waren Fahnen, und die Leute vermittelten das Gefühl: ‹Wir sind Schweizer und sehr stolz darauf.›

Das ist offenbar eine Ähnlichkeit, die wir mit den Amerikanern haben. Sie haben ja auch einen sehr grossen Nationalstolz.

Ich denke, die Schweiz und die USA sind sich in vielem ähnlich. Wir sind beide sehr starke und dynamische Demokratien. Wir haben dasselbe Unabhängigkeitsempfinden und das Gefühl, dass wir wissen, wer wir sind. Wir identifizieren uns stark mit unserem Land. Und beide Länder haben grossen Respekt vor dem Individuum.

Seit dem Bankenstreit hat sich das Klima abgekühlt. Viele Schweizer empfinden ihre Regierung als rücksichtslos und die USA als ein Land, das uns seine Bedingungen diktiert. Können Sie das nachempfinden?

Eigentlich nicht. Die USA, die Schweiz und andere Länder arbeiten in einem globalen Kontext daran, die Umgehung von Steuergesetzen zu bekämpfen. Wir sind zwei Demokratien. So waren wir in der Lage, auf ein Fatca-Abkommen hinzuarbeiten. Mit der Zustimmung beider Länder.

Wir mussten.

‹Müssen› ist ein starkes Wort. Ich würde sagen, es ging um zwei Länder, die vor sehr schwierigen Problemen standen. Sie setzten sich im Wesentlichen dafür ein, gemeinsam zu erreichen, dass die Geschäfte innerhalb des gesetzlichen Rahmens ablaufen. Und dafür, dass es zu einer Zusammenarbeit kommt, in der die Interessen beider Seiten berücksichtigt werden.

Bevor Sie Diplomat wurden, haben Sie als Banker gearbeitet. Die ‹Lex USA› ist im Parlament gescheitert. Was bedeutet das für die USA?

Es bedeutet, dass wir zwei Demokratien haben, die dynamisch sind und die entschieden haben, nicht gleicher Meinung zu sein. Aber ich denke, dass beide Länder ein gemeinsames Ziel haben und – wahrscheinlich – auf dieses gemeinsame Ziel hinarbeiten werden. So dass wir dieses Thema hinter uns lassen und uns auf die Zukunft konzentrieren können. Das bedeutet: Mehr Zusammenarbeit und eine gestärkte Beziehung.

Muss die Schweiz damit rechnen, dass schon bald eine weitere Bank ins Visier der US-Justiz gerät?

Ich weiss, dass das Justizdepartement sowohl gegen Personen als auch gegen Institute ermittelt, die diesen Personen bei der Steuerflucht helfen. Aber ich will nicht über hypothetische Fragen spekulieren.

Jetzt zu den Überwachungsaktionen der NSA: Lässt sich der Terrorismus wirklich nur dadurch bekämpfen, dass Persönlichkeitsrechte der Bürger derart beschädigt werden?

Wichtig ist, dass diese Themen offen diskutiert werden und die Leute ihre Meinung äussern können. Was die NSA betrifft, so möchte ich Aussenminister Kerry zitieren. Er hat gesagt, dass wir zusammen mit unseren internationalen Partnern und Verbündeten in aufwendiger Arbeit Terroristen daran zu hindern versuchen, unschuldigen Menschen Schaden zuzufügen – in den USA und in anderen Gegenden der Welt. Und dass unsere Methoden die Gesetze der Länder unserer Verbündeten und Partner respektieren.

Bundesrat Maurer mutmasste kürzlich, die US-Geheimdienste seien wohl auch in der Schweiz tätig.

Wir nehmen keine Stellung zu Themen, die die Sicherheit und die Geheimdienste betreffen. Tut mir leid.

Das ist schade. Zum Abschluss: Sie werden viel PR machen müssen in der Schweiz für Ihre Regierung und ihre Gesetze.

Nun, es ist eine Gelegenheit, die ich geniesse. Und es ist ein Privileg, mein Land zu vertreten. Ich will mit meiner Arbeit Missverständnisse ausräumen, wenn es denn solche geben sollte. Und ich halte nach Gelegenheiten Ausschau, dank denen unsere beiden Länder, die schon so viel gemeinsam haben, sich noch näher kommen und noch mehr zusammenarbeiten, zum Vorteil beider Seiten.

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