Das Werk der Internet-Betrüger wird immer besser: Selbst Profis merken nicht mehr auf den ersten Blick, ob es sich um ein betrügerisches E-Mail, Online-Angebot oder einen Phishing-Versuch handelt. Thomas Walter, Leiter der Meldestelle bei Internetkriminalität (Kobik) vom Bundesamt für Polizei, erinnert sich an den jüngsten Phishing-Betrugsversuch.
Dabei wurde im Namen des Bundesamts für Energie vorgegaukelt, man könne Geld zurückfordern. Dabei musste man aber Kreditkartennummer samt dazugehörigem Code angeben. «Wir mussten selber drei Mal schauen um sicherzugehen, ob es eine gefälschte Seite war.» Was man im richtigen Leben nicht macht, soll man auch im Internet unterlassen, so Walters Ratschlag für das grundsätzliche Verhalten im Internet.
Viele Täter aus afrikanischen Ländern
Gemäss den neusten Kobik-Zahlen haben letztes Jahr vor allem Betrugsversuche auf Auktionsplattformen und bei Kleinanzeigen zugenommen. Dabei operierten viele Internet-Kiminelle von Ländern Nord- und Westafrikas aus. Oftmals in korrektem Deutsch und bestens informiert.
Sorgten vor einigen Jahren noch betrügerische Angebote von Ferienwohnungen für Schlagzeilen, sind es heute günstige Wohnangebote in Schweizer Städten. Der Trick funktioniert so: Die ausgeschriebene Wohnung kann leider gerade nicht besichtigt werden, weil sich der Anbieter angeblich im Ausland aufhält. Die Kommunikation erfolgt daher ausschliesslich über E-Mail. Im Verlauf der Korrespondenz muss der Interessierte dann auf einmal einen Vorschuss leisten, um gewisse Kosten zu decken. Vom Anbieter ward in der Folge nie mehr etwas gehört, die Geldströme lassen sich in diesen Fällen meist nicht zurückverfolgen.
Erpressung in allen Formen
Stark verbreitet ist auch Ransomware. Das sind Programme, die den Computer blockieren und erst gegen ein Lösegeld wieder entfernt werden können. Bemerkbar gemacht in der Statistik hat sich sodann die Zunahme von Erpressungen mit kompromittierenden Videos, das sogenannte Sextortion. Dabei werden die meist männlichen Opfer über Internet zu sexuellen Handlungen vor der laufenden Webcam angeleitet. Mit der Drohung, die Videos zu veröffentlichen, wird sodann Geld erpresst.
Mehr Betrugsmeldungen – weniger Pornografie
Von den insgesamt gut 9000 Meldungen, die letztes Jahr bei der Kobik eingingen, betrafen mehr als 60 Prozent solche Betrugs- und Phishing-Versuche. 2012 waren es noch rund 40 Prozent. Damit haben sie erstmals die Anzahl Meldungen wegen Pornografie und Kinderpornografie übertroffen. Diese sind um fast die Hälfte auf rund 1800 Meldungen zurückgegangen, davon betrafen 1400 Hinweise auf Kinderpornografie.
Der Kobik-Chef erklärt dies einerseits mit der konsequenten Verfolgung dieser Straftaten – also mit Sperrlisten und den Ermittlungen. Andererseits verschiebe sich diese Täterschaft immer mehr ins geschlossene Internet, das sogenannte Darknet. Hier wird anonym auf Websiten gesurft, die ohne spezielle Software nicht zugänglich sind. Das führe dazu, dass die normalen Internet-User «weniger mit diesen Dingen konfrontiert werden», wie es Walter ausdrückt.
Erstmals haben Kobik-Ermittler letztes Jahr auch anonym in Chat- und Online-Plattformen sowie in privaten Tauschbörsen ermittelt. Als Ergebnis wurden 168 mutmassliche Straftaten zur Anzeige gebracht.