Wie verseucht sind die ehemaligen Uhrenateliers? Untersuchungen sollen das herausfinden. In Biel geht die Suche nach möglicher Radioaktivität in den ehemaligen Uhrenateliers weiter.
Über 20 Standorte sollen noch geprüft werden. Die Menschen, die in den betroffenen Gebäuden leben oder lebten, sollen am 19. Juni an einem Informationsabend ins Bild gesetzt werden. Das teilte die Stadt mit.
Die Bieler Behörden haben eine Liste der Hauseigentümer und -bewohner an den Bund überliefert, sagte die zuständige Gemeinderätin Barbara Schwickert. Die Stadt werde zudem ihre Archive und «sämtliche in ihrem Besitz befindlichen Unterlagen» zur Verfügung stellen.
Alle Uhrenateliers werden untersucht
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) will bekanntlich alle ehemaligen Uhrenateliers im Jurabogen auf Radioaktivität untersuchen. Eine entsprechende Ankündigung machte das Bundesamt an Pfingsten nach Enthüllungen der «SonntagsZeitung». Diese hatte eine Liste mit den Standorten von 85 früheren Radium-Ateliers veröffentlicht.
In den Ateliers brachten die Arbeiterinnen und Arbeiter – teilweise in Heimarbeit – die radioaktive Leuchtfarbe auf die Uhren. Regelmässig kontrolliert wurden nur die 25 Betriebe, die nach 1963 eine Bewilligung für die Verwendung radiumhaltiger Substanzen hatten.
Bevölkerung wusste von Nichts
Ob von den übrigen 60 Standorten eine gesundheitliche Gefährdung ausgeht, ist unklar. Von den insgesamt 85 ehemaligen Ateliers befinden sich 36 im Kanton Bern. Am stärksten betroffen ist Biel mit insgesamt 29 Standorten. Weitere Ateliers gab es in Studen, Orpund sowie in den bernjurassischen Gemeinden Tramelan und Tavannes.
Ausgelöst wurden die Diskussionen um Altlasten der Uhrenindustrie vor zehn Tagen. Damals wurde bekannt, dass auf der Baustelle der A5-Umfahrung von Biel radioaktiver Abfall gefunden worden war. Der Kanton Bern als Bauherr, das BAG und die Suva wussten seit langem Bescheid, nicht aber die Bevölkerung.
Auch der Bundesrat betrachtet es als Fehler, dass die Bevölkerung nicht früher über den Fund von radioaktivem Abfall auf einer Baustelle in Biel informiert wurde. Dies sagte Gesundheitsminister Alain Berset in der Fragestunde des Nationalrates. Der Bundesrat will in dieser Frage künftig für mehr Transparenz und eine bessere Kommunikation sorgen.
Kontrollen in La Chaux-de-Fonds
Auch die neuenburgische Uhrenstadt La Chaux-de-Fonds lässt an die 30 Gebäude auf Radiumspuren kontrollieren. Wie in Biel wurde auch in den Uhrenateliers in La Chaux-de-Fonds bis in die 1960er-Jahre mit der radioaktiven Leuchtfarbe gearbeitet.
Ab 1963 brauchte es für die Verwendung von Radium eine Bewilligung. Die Ateliers, die eine solche besassen, wurden in der Folge regelmässig kontrolliert.
Die Liste der Gebäude in La Chaux-de-Fonds enthält bereits kontrollierte Standorte und solche, die noch nie untersucht wurden. Die Behörden wollen die Adressen jedoch nicht öffentlich bekannt geben. Hingegen werden die Bewohnerinnen und Bewohner kontaktiert, sagte Gemeinderat Théo Huguenin-Elie.
Neue Faktenlage
Die Stadtbehörden hatten am vergangenen Freitag zusammen mit dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) eine Standortbestimmung gemacht. Dabei hätten sie Fakten erfahren, die den Behörden bis dato nicht bekannt waren, sagte Huguenin-Elie weiter.