Die Studie hat 350 Betriebe in der Deutschschweiz befragt, welche Köche oder Maler ausbilden. Auch der Malerbetrieb Lisibach + Bürgi im solothurnischen Oensingen gehört dazu. Der Lehrlingsverantwortliche Marc Bürgi erklärt der Lernenden Deborah Tranchina, wie man Fensterläden mit Farbe bespritzt. «Wichtig ist, dass man den richtigen Abstand einhält zum Objekt, das man anmalen will. Wenn man zu weit weg ist, bekommt es zu wenig Farbe ab.»
Nachwuchsinvestition zahlt sich aus
Die Firma ist klein: Sechs Leute, davon zwei Lernende. Doch auch in stressigen Situationen nehme er sich Zeit für die Ausbildung, betont Marc Bürgi. «Ich versuche, dem Lehrling die Arbeit so zu erklären, wie ich das selber auch schätzen würde.» Der 32-Jährige hat einen Ausbildungskurs besucht.
Ein Lernender sei schliesslich keine billige Arbeitskraft. Es gehe ihm darum, den Nachwuchs für die Branche zu sichern. «Das Wissen der langjährigen Mitarbeiter darf nicht verloren gehen, wenn sie in Rente gehen.» Das müsse man an die jungen Leute weitergeben, ansonsten könne man wieder bei Null anfangen.
Nach und nach mehr Eigenverantwortung
Marc Bürgi betreut die Lernenden im ersten Jahr sehr eng. Im letzten Lehrjahr übergibt er ihnen viel Eigenverantwortung. «Dann sollen sie, wenn möglich, einfachere Aufträge selber leiten.» Er wolle schliesslich gute und selbständige Fachleute ausbilden, sagt der Malermeister und Ausbildner.
Deborah Tranchina ist Lernende im ersten Jahr. Sie schnupperte zwei Mal im Betrieb, bevor sie die Stelle bekam. Die 17-Jährige konnte sich so ein gutes Bild davon machen, was sie erwartet. «Da merkte ich bereits, dass es jemanden hat, der sich um mich kümmern wird.»
Gegenseitiges Beschnuppern ist wichtig
In den letzten Jahren wurde bei der Firma Lisibach + Bürgi in Oensingen erst einmal ein Lehrvertrag aufgelöst. Das Malergeschäft gehört in der Studie zu den rund 45 Prozent der Betriebe mit einer sehr guten Ausbildungsqualität. Diese Betriebe hätten keine oder nur sehr wenige Lehrabbrüche zu verzeichnen, sagt Jean-Luc Gurtner, Studienleiter und Professor für Pädagogik an der Universität Freiburg. Wichtig sei die Auswahl. Wenn sich Lernende und Lehrbetrieb auf Herz und Nieren prüften, dann sei die Abbruchrate gering.
Kriterien, die Lehrabbruch verhindern
Es sei wie in einer Ehe. Wer sich gut kenne, bei dem sinke die Gefahr einer Trennung. Das alleine reiche aber nicht. Eine gute Lehrlingsbetreuung, interessante Arbeit, motivierte und gut ausgebildete Lehrlingsverantwortliche seien zusätzliche Kriterien, um einen Lehrabbruch zu verhindern, sagt Gurtner.
Zwar fänden viele Jugendliche nach einem Lehrabbruch eine neue Stelle. Doch sei dies für beide Seiten immer mit viel Aufwand verbunden. Mit zum Teil verheerenden Folgen: Ein Drittel der Betriebe mit einem Lehrabbruch hätten angegeben, im folgenden Jahr keinen Lernenden mehr anzustellen. Jean-Luc Gurtner empfiehlt deshalb den Firmenverantwortlichen, genau zu überlegen, ob ihre eigene Motivation und die Rahmenbedingungen stimmen, um Lernende auszubilden.