Der Kanton Luzern empfiehlt seinen jungen Leuten aus Spargründen hochoffiziell ein neues Geschäftsmodell: Studenten als Investitionsobjekte.
So funktioniert es: Investoren schiessen Studienwilligen Geld vor. Nach dem Studium zahlen die Studierenden das Geld vollumfänglich zurück und dazu – je nach Höhe des Einkommens – eine Rendite von bis zu neun Prozent.
«Bildungshandel»
Studierende als Aktien - das gehe nicht an. Die linke Seite kritisierte dieses Modell gestern im Luzerner Kantonsparlament scharf: «Bei so einem Modell sind Studierende, die nachher einen höheren Lohn haben, attraktiver als andere. Wir wehren uns gegen den Bildungshandel.»
Das sagte etwa Jaqueline Mennel von der SP und sie ist nicht die erste, die das System der Studienaktie scharf kritisiert. Das deutsche Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» etwa titelte: «Kauf mich, ich mach Dich reich».
Der Erfinder des Systems, Lars Stein, musste sich immer wieder auch als Menschenhändler bezeichnen lassen. Aber das sei überzogen, sagt der Absolvent der St. Galler Wirtschafts-Eliteschule HSG dazu, es gehe um etwas anderes: «Ein Investor kauft keinen Menschen, sondern er investiert in ein gemeinsames Bildungsprojekt mit der Person, die das gerne umsetzen möchte. So macht er Bildung möglich.»
Mehrere Investoren pro Studium
Stein setzt sich mit den Studierenden zusammen und entwickelt mit ihnen einen Bildungsplan. 750 solche Beratungen hat er in der Schweiz schon gemacht Danach können die Investoren frei wählen, wen sie unterstützen wollen. Meist sind es mehrere Menschen, die ein Studium zusammen finanzieren. Millionäre, aber auch einfache Leute, die sich mit minimal 1000 Franken beteiligen. Die Rendite liegt zwischen einem und neun Prozent, sagt Stein: «Bisher war es so, dass wir den Investoren 4,8 oder 4,9 Prozent vermitteln konnten.»
Sinnvolle Anlage
Menschenhandel, das lässt Stein auch aus einem anderen Grund nicht gelten: Viele Investoren seien nämlich weniger am Geld interessiert. Es gehe ihnen vielmehr darum, ihr Geld sinnvoll anzulegen. Das zeige sich auch darin, dass Jura und Wirtschaftswissenschaften bei der Förderung nicht oben aus schwinge: «Das ist ein beliebtes Vorurteil. In der Regel ist es so, dass gerade künstlerische Studiengänge, Opernsängerinnen und Opernsänger, vielleicht auch Historiker, schneller finanziert werden als Wirtschaftswissenschaftler.»
Was bleibt, ist die Tatsache, dass immer mehr junge Menschen auch in der Schweiz nach dem Studium zuerst ihre Schulden abbezahlen müssen. Aber das hat weniger mit dem System der Studienaktie zu tun, als vielmehr mit der Tatsache, dass viele Kantone sparen müssen.