Sollten die Bündner und das Parlament «Ja» sagen zu einer Olympia-Kandidatur sei die Schweiz sicherlich Favorit, um 2015 den Zuschlag zu erhalten, betont der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC).
Viele Trümpfe und keine Schwächen
«Es kommt natürlich darauf an, welche Orte sich bewerben», sagte Rogge dem «SonntagsBlick» weiter. «Aber so oder so: die Schweiz würde gute Karten haben.»
Die Schweiz habe einige Trümpfe in der Hand, wie die bereits vorhandene gute Infrastruktur, die Erfahrung im Organisieren von Wintersportanlässen oder auch die schöne Landschaft. Schwächen einer Schweizer Kandidatur sehe er derzeit keine.
Kein Gigantismus
Rogge widersprach der Kritik, dass das IOC immer stärker dem Gigantismus verfalle: «Das Durchführungs-Budget in Sotschi liegt bei rund zwei Milliarden Dollar also in der gleichen Grössenordnung wie in der Vergangenheit. Der Rest (der 50 Milliarden Dollar) sind Ausgaben zur Entwicklung der Gegend. Diese liegen in der Kompetenz des Landes. Das IOC spricht da nicht rein», sagte Rogge der Zeitung.
Die Bündner Bevölkerung stimmt am 3. März darüber ab, ob Graubünden sich für die Winterspiele im Jahr 2022 bewerben soll. Nach den letzten Umfragen wird ein knappes Abstimmungsresultat erwartet.
Kosten: 2,8 Milliarden Franken
Zuletzt war die Frage, wer ein allfälliges Defizit zu tragen hätte, heiss diskutiert worden. Schliesslich stellte der Bundesrat vor knapp 10 Tagen klar, dass in einem solchen Fall wohl der Bund einspringen müsste, da das IOC eine staatliche Defizitgarantie verlangt.
Die Kosten für die Durchführung der Spiele werden auf 2,8 Milliarden Franken geschätzt. Dem stehen voraussichtliche Einnahmen von 1,5 Milliarden Franken gegenüber. Damit besteht eine Deckungslücke von 1,3 Milliarden Franken.
«IOC verdient keinen Franken»
Sollte ein Gewinn resultieren, würde dieser in der Schweiz verbleiben, betonte Rogge im Interview. Die Darstellung, ein Defizit trage die Schweiz, einen Gewinn aber streiche das IOC ein, sei falsch: «Das IOC verdient am Gewinn keinen Franken.» «Wenn ein Gewinn resultiert, gehen 60 Prozent ans lokale Organisationskomitee. 20 Prozent an Swiss Olympics. Der Rest geht in eine IOC-Stiftung. Damit muss der Sportnachwuchs der Schweiz gefördert werden», sagte Rogge.
Angesprochen auf Bedenken, ob Olympische Winterspiele nicht grosse Schäden in der Umwelt hinterlassen, sagte der IOC-Präsident: «Lillehammer (Norwegen) hat bewiesen, dass umweltverträgliche Spiele möglich sind». Auch Nagano (Japan) und Vancouver (Kanada) hätten gut abgeschnitten.