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Schweiz Ist das GA nicht einfach viel zu billig?

Das Generalabonnement in seiner heutigen Form soll verschwinden. Die SBB sucht nach einer andern Art, die Fahrten zu verrechnen. Die neue Verwaltungsratspräsidentin der SBB, Monika Ribar, hat diese Diskussion lanciert. Die Grüne Regula Rytz hält aber nicht viel von solchen Überlegungen.

SRF News: Was halten Sie davon, dass das GA in seiner heutigen Form abgeschafft werden soll?

Regula Rytz

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Die 54-Jährige ist Präsidentin der Grünen Partei Schweiz. Sie ist studierte Historikerin und ist seit 2011 Nationalrätin. Rytz Jahre lang war sie Gemeinderätin der Stadt Bern.

Regula Rytz: Ich stelle fest, dass fast eine halbe Million Menschen in der Schweiz ein GA besitzen. Viele weitere besitzen Verbundsabonnemente oder Streckenabonnemente. Offenbar ist es ein beliebtes Instrument für Leute, die viel unterwegs sind, die den ÖV nutzen und sich umweltfreundlich verhalten. Aus meiner Sicht kann man keinesfalls etwas abschaffen, das heute so gut funktioniert, wenn man keine bessere Lösung hat.

Die SBB hat das Problem, dass Pendler ihr Abo nach wenigen Monaten amortisiert haben und dann gratis fahren. Ist das GA nicht einfach viel zu billig?

In den letzten Jahren wurde das GA viel teurer, insgesamt wurden die ÖV-Preise massiv erhöht. Es ist ein Problem in der Schweiz, dass der Strassenverkehr im Vergleich zu Bahn immer günstiger wird. Allein in den letzten sieben Jahren stiegen die Preise für den ÖV über 15 Prozent. Ende Jahr wird es nochmals einen Preisschub geben. Zwar hat man es schon verteuert, und offenbar ist es trotzdem noch attraktiv. Und zwar nicht, weil es billig ist, sondern weil es praktisch ist, weil man sich nicht um einzelne Billetts kümmern muss. Es gibt viele Leute, die ein GA haben und dieses gar nicht herausfahren.

Doch wenn sie es amortisieren, fahren sie mehr und überlegen sich gar nicht mehr, mehr, wieviel sie herumfahren.

Natürlich macht es ökologisch keinen Sinn, herumzufahren und nicht dafür zu bezahlen. Es ist durchaus möglich, das GA differenzierter zu gestalten. Die Grünen haben beispielsweise dafür plädiert, dass man, ein GA einführen würde, das nur ausserhalb der Spitzenzeiten gelten würde. Zum Beispiel von neun Uhr morgens bis abends um 17 Uhr. Aber wenn wir schon über unökologische Verhalten sprechen, müssten wir über den Strassenverkehr sprechen. Immer noch werden über 70 Prozent des gesamten Verkehrs über die Strasse abgewickelt und das ist eine enorme Umweltbelastung. Und wenn wir etwas verbessern wollen, müssen wir hier ansetzen.

Müsste man aus linker Sicht nicht grundsätzlich begrüssen, wenn die Mobilität teurer wird?

Die Preise für den öffentlichen Verkehr haben in den letzten Jahren massiv zugenommen während der Strassenverkehr günstiger geworden ist.

Wir Grünen machen eine ökologische und soziale Politik. Wir wollen, dass die Mobilität möglichst effizient organisiert ist und dass sie ihren Preis hat. Wir wollen aber, dass der Preis vor allem dort hoch ist, wo die Umweltbelastung hoch ist. Deshalb verstehe ich diese Fokussierung auf den öffentlichen Verkehr nicht. Die Preise für den öffentlichen Verkehr haben in den letzten Jahren massiv zugenommen und der Strassenverkehr ist günstiger geworden. Diese Preisschere ist ein Problem für die Umwelt. Sie ist aber auch ein Problem für das Portemonnaie der Menschen, die nicht grosse Löhne haben. Wir wollen, dass auch sie weiterhin mobil sein können. Deshalb brauchen wir ein Angebot, das den öffentlichen Verkehr fördert und den Strassenverkehr, der grosse Umweltschäden anrichtet, stärker belastet. So haben wir nicht nur für die Umwelt, sondern auch für den sozialen Zusammenhalt etwas getan.

Das Gespräch führte Romana Costa.

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