Panzer, Lenkflugkörper, Munition, Faustfeuerwaffen oder Fliegerbomben werden in Kreuzlingen, Friedrichshafen oder Lindau am Bodensee hergestellt. Das sei die unbekannte, dunkle Seite des Bodensees, sagt Rüstungsgegner Lothar Höfler. Er ist Vorsitzender des Vereins «Keine Waffen vom Bodensee» im deutschen Lindau: «Das ist der schmutzige Hinterhof des Bodensees. Hier werden Mordinstrumente gebaut.»
Über 20 Rüstungsfirmen haben sich am Bodensee rund um Friedrichshafen niedergelassen. Rund 7000 Menschen verdienen hier ihr Geld mit der Herstellung und dem Verkauf von Kriegswaffen. In praktisch keiner anderen Region Europas gibt es eine derart hohe Konzentration von produzierenden Rüstungsbetrieben.
Vom Saulus zum Paulus
Der 75-jährige Höfler war nicht immer Pazifist. Im Gegenteil: Der studierte Maschinenbauer war 14 Jahre lang selber in der Rüstungsindustrie tätig. Er hat als Ingenieur an der Entwicklung des deutschen Kampfflugzeugs Tornado mitgearbeitet.
Doch dann kam der Wandel: Ethisch und moralisch konnte er nicht mehr hinter seinem Job stehen: «Das muss man sich mal vorstellen. Da denken Menschen den ganzen Tag an nichts anderes als daran, wie sie ihre Waffen noch grausamer und noch tödlicher machen können. Es ist ein Graus!»
«Ich kann ruhig schlafen»
In Kreuzlingen bei der General Dynamics Tochter «Mowag», der Schweizer Herstellerin von gepanzerten Radfahrzeugen, nimmt CEO Oliver Dürr Stellung. Gewissensbisse verursache ihm seine Arbeit keine.
Im Gegenteil. Er könne nachts sehr gut schlafen, sagt der 44-jährige Manager: «Unsere Panzer schützen Menschenleben. Ich könnte nicht mehr schlafen, wenn wir diese Panzer nicht produzieren würden.» Vielleicht schläft Dürr auch deshalb besonders gut, weil er erst gerade einen der grössten Rüstungsaufträge Europas ergatterte.
Für die dänische Armee baut die Thurgauer Rüstungsfirma in den nächsten Jahren für 600 Millionen Franken mehr als 300 Radpanzer. Mit Kriegswaffen werden in der Schweiz jährlich Hunderte von Millionen Franken umgesetzt. In Deutschland – einem der grössten Waffenproduzenten der Welt – sind es jährlich mehrere Milliarden.
Wenn soviel Geld im Spiel ist, verdient dank den Steuern natürlich auch der Staat mit. Wer da Kritik äussert mach sich unbeliebt. Trotzdem will der Pazifist Höfler mit seiner Gruppierung weiter mit friedlichen Mitteln gegen die Waffenindustrie kämpfen.