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Drei rauchende Jugendliche
Legende: Kein Geld mehr für die Prävention. Das erfolgreiche Projekt «Rauchfreie Lehre» steht vor dem Aus Keystone

Schweiz Kein Geld mehr für «Rauchfreie Lehre»

Das erfolgreiche Tabakpräventionsprojekt der Lungenliga Schweiz steht vor dem Aus: Die Finanzierung durch den Tabakpräventionsfonds der Bundes wurde gestrichen, berichtet die «Rundschau». Bei der Lungenliga Schweiz kommt es zu Entlassungen.

14‘000 Jugendliche in 2000 Betrieben machen mit: Sie alle hoffen auf Kinogutscheine, Reisen oder Bargeldgewinne. Einzige Bedingung: die gesamte Lehre keine Zigaretten rauchen und auch keine anderen Tabakprodukte. Die Lungenliga kontrolliert mit einem CO-Messgerät in den Lehrbetrieben und organisiert das Projekt.

8 Millionen Franken fehlen

Rund acht Millionen Franken in den nächsten vier Jahren hätte das Projekt «Rauchfreie Lehre» gekostet. Nun verweist der Tabakpräventionsfonds in Bern auf die sinkenden Einnahmen aus der Tabaksteuer.

«Ich habe im Moment gar nicht mehr die Möglichkeit, solche Projekte zu bezahlen», rechtfertigt sich Peter Blatter, Leiter der Tabakpräventionsfonds. Er betont gegenüber der «Rundschau», dass andere Projekte zur Verhinderung des Rauchereinstiegs weiterlaufen.

Zurzeit können jährlich 13,5 Millionen Franken vergeben werden, gespeist aus 2,6 Rappen pro verkaufte Zigarettenschachtel. Diese Einnahmen werden zurückgehen, so die Prognose.

«Das Budget von der ‹Rauchfreien Lehre› alleine würde den ganzen Topf zur Verhinderung des Einstiegs verschlingen», so Blatter gegenüber der «Rundschau». Der verantwortliche Geschäftsführer der Lungenliga St. Gallen ist wegen des Entscheides aus Bern enttäuscht: «Es wird zu Entlassungen kommen».

Die Vereinigung des Schweizerischen Tabakwarenhandels bedauert den Entscheid hingegen nicht. Ihr Präsident, Ständerat Hans Hess aus Obwalden, sagt gegenüber der «Rundschau»: «Je mehr man bei den Jugendlichen Prävention schaffen will, desto mehr fördert man den Konsum.»

«Tabakindustrie kann frei schalten und walten»

Die Tabakprävention in der Schweiz hat einen schweren Stand. Bruno Meili, Präsident der Eidgenössischen Kommission für Tabakprävention, verweist auf die Werbemöglichkeiten der Tabakbranche: «In der Schweiz kann für Tabak geworben werden, kann Promotion und Sponsoring betrieben werden, fast ohne Grenzen, und das hat natürlich Konsequenzen.» Die Tabakindustrie könne hier frei schalten und walten, anders als in vielen europäischen Ländern.

Hans Hess wehrt sich gegen zu viel gesetzliche Einschränkungen: «Werbung ist für mich etwas Legales, das ist ein Wirtschaftszweig. Warum soll man das verbieten?»

Zigaretten schon für Kinder

Lediglich beim Mindestalter für den Zigarettenkauf ist auch die Tabakbranche bereit, landesweit auf Alter 18 zu setzen. Das neue Tabakproduktegesetz, welches dieses Jahr in Bundesrat und Parlament beraten werden soll, sieht dies im Entwurf vor. Zurzeit gibt es in Appenzell Innerrhoden, Obwalden, Genf und Schwyz keine Einschränkungen.

«Wenn ein Dreikäsehoch kommt und Zigaretten will – das habe ich schon nicht gerne», sagt Angi Buholzer, Besitzerin eines Tabakladens in Küssnacht am Rigi. Schon Kindergärtlern dürfte sie Zigaretten verkaufen. Unter 14 gebe sie aber eigentlich nichts heraus, sagt sie.

Junge Zigaretten-Touristen

In den Nachbarkantonen gibt es ein Mindestalter. Das merkt auch der Tabakladen in Küssnacht: «In Meggen, Kanton Luzern, gilt ja 18 – und du bist schnell über der Kantonsgrenze», meint Angi Buholzer. Junge Zigarettentouristen pendeln von den Kantonen mit Altersregelung in solche ohne solche Begrenzung.

Wenn Angi Buholzer aufgrund des Alters keine Zigaretten aushändigen will, ändere das ja auch nichts. In den Restaurants und an den Automaten im Kanton Schwyz bekämen alle ihre Zigaretten ohne Probleme, sagt Buholzer. Denn Alterskontrollen gäbe es auch dort nicht.

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