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Ein Zug im Bahnhof Bern wartet auf die Abfahrt.
Legende: Immer weniger Reisende nehmen den Nachtzug – Fliegen kommt billiger. sbb

Schweiz Keine Zukunft für grenzüberschreitende Nachtzüge

Nachtzüge nach Süden sind mit dem Fahrplanwechsel von diesem Wochenende Geschichte. Der Abbau ist symptomatisch: Während der nationale Bahnverkehr boomt, hapert es bei den Verbindungen über die Grenzen.

Der frühere Cisalpino nach Mailand ist das grösste Sorgenkind der SBB. Er ist fast immer verspätet, oft fällt er ganz aus. Dabei sei diese Verbindung nur die Spitze des Eisbergs, sagt Edwin Dutler von Pro Bahn, der Interessenvertretung der Bahn: Der grenzüberschreitende internationale Verkehr sei in einem «desolaten Zustand», beklagt er. Es hapere fast überall. Dutler bemängelt die Fahrzeuge, die Fahrpläne und die Infrastruktur.

Billigflüge konkurrenzieren Bahnverbindungen

Ennet der Grenze erlaubten die Schienen oft nur tiefe Geschwindigkeiten, gewisse Strecken seien nicht elektrifiziert, andere nur einspurig. Entsprechend sei das Angebot mässig, die Auslastung ebenfalls. Die SBB selbst räumt ein, dass sie gerne mehr Reisende über die Grenze und wieder zurück befördern würde. «Es hätte noch Platz für einige mehr», sagt SBB-Sprecher Reto Schärli.

Während der Verkehr im Inland in den letzten Jahren stetig gewachsen ist, geht er über die Grenze leicht zurück. Das hat laut Schärli damit zu tun, dass die Reise selbst für viele heute nicht mehr das Ziel sei und, dass Flüge viel billiger geworden sind. Da spüre die Bahn tatsächlich eine Konkurrenz, sagt er.

SBB abhängig von den Nachbarländern

Weitere negative Einflüsse für den Niedergang des internationalen Bahnverkehrs ortet er bei Bauarbeiten im Ausland, die oft nicht frühzeitig gemeldet würden und zu Verspätungen führten. Dasselbe gelte auch für immer wieder vorkommende Streiks.

Schärli sagt's diplomatisch: Die SBB ist im internationalen Verkehr total abhängig von ihren ausländischen Partnern und diese haben kein echtes Interesse an Verbindungen in die Schweiz. Sie setzen viel eher auf ihre nationalen Hochgeschwindigkeitsstrecken.

Fortschritte hat es in den letzten Jahren nur dort gegeben, wo die Schweiz Ausbauten jenseits der Grenzen vor- oder mitfinanziert hat. Rasch ändern wird sich die Situation kaum, denn in der aktuellen Krise fehlt vielen Staatsbahnen das Geld. Und für die meisten Privaten Investoren sind die Hürden des Eisenbahnmarktes zu hoch, die Aussichten zu unsicher.

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