Technischer Fortschritt mit heiklem Nebeneffekt: Angestellte von kleineren Wasserkraftwerken bedienen die Schleusen immer öfters via Internet von zu Hause aus. Dies nützen auch Hacker aus.
Die Gefahr sei real, sagt Candid Wüest. Der Sicherheitsexperte arbeitet bei der Firma Symantec. Als Berater hat er dort täglich mit Firmen zu tun, die sich besser vor solchen Hackerangriffen schützen wollen.
«Es gibt tatsächlich auch in der Schweiz Wasserkraftwerke, die angreifbar sind», sagt Wüest. Dies sei je länger je mehr der Fall. Denn sobald die Kraftwerke via Internet von aussen steuerbar sind, wächst die Gefahr eines Angriffs.
Und es gibt sie, diese Attacken auf Wasserkraftwerke. Das bestätigt Max Klaus von der Melde- und Analysestelle des Bundes: «Wir haben Kenntnisse von solchen Vorfällen.»
Betroffen seien vor allem kleine und mittlere Unternehmen. Denn sie verfügten oft über zu wenig Wissen und setzten zu wenig Geld ein für die Sicherheit. Das kann Folgen haben: «Es kann passieren, dass es zu einem Kaskaden-Effekt kommt, so dass eine ganze Region ohne Strom dastehen würde», sagt Klaus.
Grosse Kraftwerke und AKW sind gut geschützt
Beim Stromnetzbetreiber Swissgrid arbeiteten zahlreiche Fachleute daran, ein solches Blackout möglichst zu verhindern, sagt Sprecher Andreas Schwander. «Das Thema solcher Angriffe ist immer aktuell und es wird auch sehr ernst genommen.»
Die grossen Wasserkraftwerke und insbesondere die Atomkraftwerke seien gut geschützt, sagt Schwander. Und auch die Gefahr, dass mehrere Anlagen mittlerer Grösse gleichzeitig angegriffen werden, schätzt er als klein ein: «Das bedingt dann schon eine sehr ausgefeilte Kenntnis aller Systeme und hochgradige Möglichkeiten, da einzugreifen.»
Dennoch sind sich alle drei Fachleute in einem Punkt einig: Auch die kleineren Kraftwerkbetreiber müssen nun vorwärts machen und die Sicherheitslücken so schnell wie möglich schliessen.