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Eine Tasche mit dem Aufdruck "equal pay day" zum Tag der Lohngleichheit Frau und Mann steht auf einem Stuhl, am Montag 5. Maerz 2012, in Bern
Legende: Frauen verdienen für die gleiche Arbeit immer noch 20 Prozent weniger als Männer. Keystone

Schweiz Kontrollbehörde soll Lohngleichheit durchsetzen

Eine neue Studie zeigt: Frauen verdienen für die gleiche Arbeit immer noch weniger als Männer. Die Frauen sind damit nicht nur im Alltag, sondern auch bei der Rente benachteiligt. Gewerkschaften fordern nun eine Kontrollbehörde, um die Lohngleichheit durchzusetzen.

«Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit» – in der Schweiz gilt das noch immer nicht. Ein neuer Bericht der Bundesverwaltung zur Gleichstellung zeigt: Die Lohndifferenz zwischen den Geschlechtern bleibt bei fast 20 Prozent. Deshalb fordert der Schweizerische Gewerkschaftsbund SGB nun eine Kontrollbehörde, welche die Lohngleichheit durchsetzen soll.

Behörde, keine Polizei

«Wir fordern keine Lohnpolizei, sondern eine Behörde», betont Gewerkschaftssekretärin Christina Werder. Im Lebensmittelbereich etwa gebe es Inspektoren, die die Restaurants auf Hygienevorschriften überprüften. Da spreche auch niemand von Polizei.

Werder erklärt, dass es sich um eine staatliche Stelle handeln würde und nicht um eine Gewerkschaft, «die bei den Unternehmen in die Lohnbücher blicken könnte». Denn darum gehe es nicht. Die Daten zur Überprüfung der Löhne sei sowieso anonymisiert. Es würde keinen Einblick in einzelne Gehälter geben. Überprüft würde lediglich, ob die Lohngleichheit eingehalten werde.

Aufgabe der Politik

Bisher konnten Frauen, die sich lohnmässig ihren männlichen Kollegen gegenüber diskriminiert fühlten, gegen das Unternehmen klagen. Einige Klagen verliefen erfolgreich, sagt Werder. Aber das Klagerecht alleine genüge nicht. Vor allem: Lohngleichheit sei ein Verfassungsauftrag. «Es kann nicht sein, dass die einzelne Frau dafür verantwortlich ist, dass die Lohngleichheit eingehalten wird.»

Auch sei es ein grosser und heikler Schritt, das Unternehmen, für das man arbeitet, zu verklagen. Damit riskiere die Frau ihre ganze berufliche Entwicklung. «Es ist Aufgabe der Politik, hier griffige Massnahmen einzuleiten», sagt Werder. Bisher war es den Unternehmen freigestellt, ihre Löhne überprüfen zu lassen.

Frauen bezahlen doppelt

Frauen spürten die Lohndifferenz einerseits im Portemonnaie im Alltag, andererseits zahlen sie diese Lohndiskriminierung bis ins hohe Alter mit tiefen Renten, sagt Werder. «Wenn wir mit Frauen sprechen, zeigt sich deutlich, dass sie nicht mehr akzeptieren wollen, Jahr für Jahr auf sieben Milliarden Franken zu verzichten.»

Unterstützung hat Werder von sämtliche Frauendachorganisationen. Im Rahmen der Vernehmlassung Altersvorsorge 2020 hätten alle nein gesagt zu einer Erhöhung des Rentenalters bei den Frauen – solange die Lohngleichheit nicht umgesetzt sei. «Die Frauen sind nicht mehr bereit, weiterhin für tiefere Löhne zu arbeiten.»

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