Die Frage, warum in der Schweiz immer mehr Menschen an Krebs erkranken, ist rasch beantwortet. Rolf Heusser, Direktor des nationalen Instituts für Krebs-Epidemiologie und –registrierung (NICER), sagt es so: «Je älter man ist, umso höher ist das Krebsrisiko. Deshalb führt die demographische Entwicklung zu einer weiteren Zunahme der Erkrankungsfälle. Das ist ein Trend, den wir auch für die kommenden Jahre erwarten.»
Krebs ist nach den Herz-Kreislauferkrankungen noch immer die zweithäufigste Todesursache in der Schweiz. Zu diesem Schluss kommt der neueste Krebsbericht der Schweiz, der im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) die Daten aus den Jahren 1983 bis 2012 analysiert.
Mehr Frauen rauchen
Pro Jahr sterben rund 16'000 Personen an einer Form von Krebs. Bei Männern ist die häufigste Krebstodesursache der Lungenkrebs, gefolgt von Prostata- und Dickdarmkrebs. Frauen sterben am häufigsten an Brustkrebs, es folgen Lungen- und Dickdarmkrebs.
Der Lungenkrebs hat bei den Frauen zugenommen, während er bei den Männern rückläufig ist. Heusser führt dies auf die Tatsache zurück, dass seit den 1970-er Jahren immer mehr Frauen rauchen. Viele Männer hätten hingegen schon damals damit aufgehört.
Mehr chronische Erkrankungen
Aus Sicht der Gesellschaft kann also festgestellt werden: Mehr Menschen haben Krebs und es gibt mehr Todesfälle wegen Krebs. Aus Sicht des Einzelnen jedoch ist das Risiko, an Krebs zu erkranken, nicht grösser geworden.
Krebs wird auch nicht zwingend zum Todesurteil, sondern möglicherweise zur chronischen Krankheit: Durch frühzeitige und bessere Diagnosen und dank besserer Krebsmedikamente leben viele Menschen länger mit der Krankheit als früher. Im internationalen Vergleich ist die Sterberate in der Schweiz am niedrigsten.
Bedeutende Wirkung auf Gesundheitskosten
Dies kostet aber auch. Überalterung und teure Medikamente hätten ihren Preis, stellt der BAG-Direktor Pascal Strupler fest: «Diese beiden Faktoren werden es mit sich bringen, dass in diesem Bereich eine stärkere Belastung der Krankenversicherung auf uns zukommen wird.» Gelinge es nicht, die Preise von neuen Therapien zu senken, dürfte dies auch höhere Krankenkassenprämien bedeuten.