Der Leichtathletik-Weltverband IAAF verliert einen weiteren Sponsor: Der Lebensmittelkonzern Nestlé will die Zusammenarbeit beenden.
IAAF will Kündigung nicht akzeptieren
«Angesichts der negativen öffentlichen Wahrnehmung bezüglich Korruptionsvorwürfen und Doping» wolle Nestlé sein Engagement als Hauptsponsor des IAAF-Programms «Kids Athletics» mit sofortiger Wirkung beenden, geht aus einer Stellungnahme hervor.
«Wir glauben, dass sich dies negatv auf unsere Reputation und das Image auswirken könnte und werden daher den bestehenden Vertrag mit der IAAF beenden, der 2012 geschlossen wurde», so der Nahrungsmittelmulti.
Die IAAF will hingegen die sofortige Beendigung des Sponsorenvertrags nicht akzeptieren. «Wir sind verärgert und bestürzt über die Ankündigung», sagte IAAF-Präsident Sebastian Coe.
Hauptsponsor von «Kids Athletics» seit 2012
Nestlé ist seit Januar 2012 Hauptsponsor von «Kids Athletics», einem Trainingsprogramm für Kinder im Alter zwischen sieben und zwölf Jahren.
Der fünfjährige Vertrag läuft ursprünglich noch bis 2017. Der Nestlé-Konzern ist seit Januar 2012 Hauptsponsor von «Kids Athletics»; damals einigten sich beide Parteien auf einen Fünfjahresvertrag bis 2017.
Unternehmen nehmen gesellschaftliche Kritik ernster
Néstle sei wie in vielen Fällen ein Pionier, ein Musterbeispiel, wie man sich steigenden Erwartungen der Gesellschaft proaktiv stelle, wertet Marco Casanova, Marketing-Lehrbeauftragter an der Universität Bern, den Entscheid des Nahrungsmittelmultis.
Ich glaube, Néstle ist die Speerspitze in dieser Entwicklung.
«Manager sind sehr pragmatisch, es geht immer um eine Risikoabwägung», so Casanova zu SRF News weiter. Bis jetzt sei man bei vielen grossen mulitnationalen Konzernen der Meinung gewesen, die Kritik an einem solchen Sponsoring-Engagement sei viel geringer als der Bekannheitsgrad und der Imagetransfer von einem Sportevent auf die eigene Marke, die eigenen Produkte und Dienstleistungen. Dies scheine jetzt bei gewissen Unternehmen zu kippen.
Adidas beobachtet Reformprozess
Erst Ende Januar hatte die BBC berichtet, dass auch der deutsche Sportartikel-Hersteller Adidas sein Engagement bei der IAAF beenden werde. Adidas bestätigte die Berichte seinerzeit nicht, teilte auf Anfrage jedoch mit, dass man den Reformprozess beim Weltverband intensiv verfolge.
Seit Monaten hält der Doping- und Korruptionsskandal den Weltverband in Atem. Präsident Sebastian Coe steht enorm unter Druck, auch wenn er immer wieder beteuert, vom mutmasslich kriminellen System seines Vorgängers Lamine Diack nichts gewusst zu haben.
Vorwurf der «Schattenregierung»
Die unabhängige Kommission der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) hatte den langjährigen IAAF-Präsident Diack schwer beschuldigt. Zusammen mit seinen Söhnen und weiteren Komplizen soll er eine «Schattenregierung» installiert und unter anderem versucht haben, positive Dopingtests gegen Geldzahlungen zu vertuschen.
Bereits zuvor war der russische Leichtathletik-Verband Araf wegen massiver Doping-Verfehlungen aus dem Weltverband ausgeschlossen worden. Das Anti-Doping-Labor in Moskau verlor seine Akkreditierung, die nationale Anti-Doping-Agentur Rusada wurde von der Wada suspendiert. Ohne weitreichende Reformen dürfen Russlands Leichtathleten nicht an den Olympischen Spielen in Rio teilnehmen.