Am Sonntag wechselt in der Schweiz der Fahrplan. Und dieser Fahrplanwechsel hätte für die SBB ein Quantensprung in Sachen Angebot und Komfort werden sollen. Dies dank der Einführung neuer moderner Doppelstock-Züge. Sie sollten den Platzmangel auf den Hauptstrecken beheben.
Aber: Statt über die Schweizer Schienen zu fegen, stehen die neuen Züge noch immer im Rohbau. Die 59 Doppelstöcker haben zwei Jahre Verspätung. Neben einem Rechtsstreit um die Behinderten-Tauglichkeit der Züge, sind vor allem technische Probleme dafür verantwortlich.
Kontrollen in der deutschen Stadt Görlitz hatten ergeben, dass die Festigkeit der Wagenkonstruktion den Normen nicht genügte. Aluminium-Profile mussten verstärkt werden. Die Techniker hatten das Design in zeitraubender Arbeit anpassen müssen und konnten bereits gefertigte Teile nicht verbauen.
SBB sieht Fehler bei Bombardier
Für die SBB ist klar: Der Fehler liegt beim kanadischen Herstellerkonzern Bombardier. Den will man nun für die Verzögerung zu Kasse bitten. «Vertraglich ist selbstverständlich alles geregelt», sagt SBB-Sprecher Stephan Wehrle. Für solche Fälle seien auch mögliche Entschädigungen geregelt.
Für Bombardier-Schweiz-Chef Stéphane Wettstein ist die Sache nicht so einfach. «Die Schuldfrage ist nicht geklärt», sagt Wettstein. Er lehnt eine generelle Schuldzuweisung ab, will den Konflikt aber nicht öffentlich austragen.
Die gesamte Auftragsumme beträgt fast zwei Milliarden Franken. Es geht also bei dieser kleinen Meinungsverschiedenheit um viel, sehr viel Geld.