Die Vorstellungsrunde bei «Schawinski» fiel länger aus als üblich. Nicht weniger als sieben Funktionen zählte Roger Schawinski auf, als er Markus Somm dem Publikum vorstellte: Zu Gast bei ihm sei ein «fünffacher Familienvater, Blocher-Biograph, Chefredaktor, Verleger und Mitbesitzer der ‹Basler Zeitung›, Fast-‹NZZ›-Redaktor und dabei Fast-Chefredaktor, Noch-Nicht-SVP-Nationalrats-Kandidat».
Schawinski konfrontierte den Chefredaktor mit den drastisch sinkenden Leserzahlen der «Basler Zeitung». Seit 2008 ist die Auflage um 44 Prozent eingebrochen. «Das ist hart», räumte Somm ein. Doch wenn man eine Zeitung neu positioniere, sei es nur natürlich, dass man Leser verliere. Somm gestand aber auch Fehler ein: Dass die Eigentumsverhältnisse nicht klar gemacht worden seien, habe zu einer «gewissen Verunsicherung» geführt.
«Dazu will ich nichts mehr sagen»
Gleichzeitig seien sinkende Auflagenzahlen keineswegs nur das Problem der «Basler Zeitung», hielt Somm fest, sondern ein Problem aller Verleger. Noch habe keiner von ihnen eine gute Idee gehabt, wie man Leser dazu bringe, auch online etwas zu bezahlen.
Angesprochen auf seine mögliche Nachfolge in der «NZZ»-Chefredaktion, stellte Somm klar: «Ich will nichts mehr dazu sagen». Zu den jüngsten Vorgängen im Verwaltungsrat der «Neuen Zürcher Zeitung» sprach er, wie er es selbst deklarierte, ein «Generaldementi» aus.
Einstieg in die Politik im Moment kein Thema
Auf die Frage, ob er nach «Weltwoche»- Chef Roger Köppel der nächste SVP-nahe Chefredaktor sei, den es in die Politik ziehe, verneinte Somm. Im Moment habe er dazu gar keine Zeit. Zugleich sagte er: «Ich würde es aber in Zukunft nicht ausschliessen.»
Anders als Köppel wehrt sich Somm aber dagegen, als nationalkonservativ bezeichnet zu werden. Ein wissenschaftlich getarntes Schimpfwort sei das, zitierte Schawinski eine frühere Aussage seines Gastes. Vor allem stimme es nicht, antwortete Somm: Er sei nicht nationalkonservativ, sondern liberal. Gleichzeitig könne man die Bezeichnung seiner Gegner auch als Kompliment sehen: «Man wird mit Schimpfwörtern bedacht, weil man etwas zu sagen hat und bedrohlich wirkt.»
Schmähworte umdeuten
Köppels Strategie, sich das Wort «nationalkonservativ» anzueignen und ihm eine neue Bedeutung zu geben, sei aber geschickt, so Somm. Die Hugenotten hätten das ähnlich gemacht; einst sei die Bezeichnung nämlich ein Schmähwort gewesen. Im Übrigen sei auch das Wort «Schweizer» früher ein Schimpfwort gewesen. «Wir sagten ‹Eidgenossen›, und die Deutschen sagten, ‹Kuhschweizer, Kuhschweizer› – und jetzt heisst es im Pass: ‹Schweizer›.»
Auch Griechenland war in der Sendung ein Thema. Somm habe den griechischen Finanzminister Yanis Varoufakis als «Rockstar der Politik» bezeichnet, sagte Schawinski, und als Vorbild für den Schweizer Bundesrat. Doch sei der Finanzminister aus Brüssel mit leeren Händen zurückgekommen. «Das ist noch nicht ausgestanden», gab Somm zurück. Vor allem aber sei Varoufakis jemand, der sich für sein Land einsetze. «Er geht in die Politik, weil er ein Anliegen hat – und nicht weil er einen Job sucht.» Von diesen gebe in Europa leider zu viele.