Wer oft fährt – sei es mit dem Auto oder mit der Bahn –, soll auch mehr dafür bezahlen. So die Grundidee des Mobility Pricing. Die Befürworter versprechen sich von der konsumabhängigen Verkehrsgebühr für Strasse und Schiene weniger Staus, mehr Platz in den Zügen, bessere Luft und eine willkommene Einnahmequelle.
Im Ausland konzentriert sich das Konzept oftmals auf den Strassenverkehr, indem eine Maut für Tunnels oder Innenstädte (Road Pricing) erhoben wird. Das Mobility Pricing, das vom Bundesrat angedacht ist, soll allerdings weitergehen und die Nutzer des öffentlichen Verkehrs mit einschliessen. Ganz nach der Devise: Jeder Verkehr deckt seine eigenen Kosten. Auch diesbezüglich gibt es im Ausland Vorreitermodelle, wie die folgende Übersicht zeigt.
Singapur: «Smart Traffic»
Gleich eine ganze Palette von Lenkungsmassnahmen wurde in Singapur aufgegleist. Schon im Jahre 1975 lancierte Singapur als erstes Land weltweit eine Strassen-Maut. Inzwischen werden im Stadtstaat auch die Fahrzeug-Zulassungen kontingentiert und jeden Monat versteigert. Eine zehn Jahre gültige Zulassung für einen Kleinwagen kostet gegen 65'000 Franken. Zudem sind die ÖV-Tarife zeitlich gestaffelt. Nebst E-Tickets für alle Nutzer des öffentlichen Verkehrs wurden auch Smartphone-Apps zur Optimierung der persönlichen Verkehrsrouten und Reisezeiten geschaffen.
Grossbritannien: Congestion Charge
Bereits im Februar 2003 wurde in London die sogenannte «Congestion Charge» eingeführt. Wer wochentags von 7 bis 18 Uhr ins Stadtzentrum fährt, bezahlt eine Tagesgebühr von zehn Pfund. Es gibt zahlreiche Ausnahmeregelungen: So müssen Pannendienste, Ambulanzen, Behindertenfahrzeuge, Taxis und Hybrid-Autos keine Gebühr entrichten. Laut der Stadtverwaltung reduzierte sich der Autoverkehr um 15 Prozent und die Staus um 30 Prozent.
Italien: Innenstadt-Maut
In Bologna gilt seit 2006 eine Innenstadt-Maut, zwei Jahre später wurde die City-Gebühr dann auch in Mailand eingeführt. Rund um die Innenstadt befinden sich mehrere Dutzend elektronische Einfahrt-Checkpoints.
Schweden: Innenstadt-Maut
Nach einer Probephase wurde in der schwedischen Hauptstadt Stockholm 2007 endgültig eine Innenstadt-Maut eingeführt. Autofahrer zahlen je nach Tageszeit zwischen 1,10 und 2,20 Euro für die Fahrt in die oder aus der Innenstadt. Fixe Kameras erfassen die Kennzeichen der Fahrzeuge. Den Lenkern wird jeweils Ende Monat eine Rechnung zugestellt. Während der gebührenpflichtigen Zeit (von 6.30 Uhr bis 18.29 Uhr) nahm der Verkehr nach Angaben der Behörden um 15 bis 20 Prozent ab. Die Einnahmen von gegen 50 Millionen Franken jährlich fliessen in erster Linie in den Erhalt des Strassennetzes. Nach dem Vorbild Stockholms wird seit 2013 auch in Göteborg eine Stausteuer erhoben.
Niederlande: Elektronische ÖV-Tickets
Das ambitionierte Projekt einer nationalen Maut scheiterte in den Niederlanden zwar 2010 nach einem Regierungswechsel. Dafür nehmen die Niederlande eine Pionierrolle in Sachen E-Ticketing ein. Das elektronische ÖV-Billett, welches das Ein- und Aussteigen registriert, wurde zwischen 2005 und 2012 schrittweise im ganzen Land eingeführt. Inzwischen sind sämtliche ÖV-Systeme eingeschlossen. Die Karte kann sowohl Einzelfahrten wie auch Abonnements speichern. Der Ticketpreis wird jeweils von einem persönlichen Konto abgebucht.
Österreich: Tunnel-Maut
In Österreich existieren sechs alpenquerende «Sondermautstrecken», auf denen die Gebühr meist an Tunneln von mehr als fünf Kilometern Länge erhoben wird. Eine einzelne Fahrt kostet zwischen 5 und 11 Euro. Jährlich spült dies rund 150 Millionen Euro in die Staatskasse. Das Geld wird für den Ausbau und Unterhalt des Nationalstrassennetzes aufgewendet.