Multinationale Unternehmen scheinen neuerdings einen Bogen um Genf zu machen. Patrick Schriber bedauert dies. Den Grund dafür sieht der Vizepräsident des Groupement des Entreprises Multinationales (GEM) in den jüngsten Abstimmungsergebnissen; etwa dem Ja zur Abzockerinitiative oder dem Ja zur Zuwanderungssinitiative.
Aber auch die Unsicherheiten in Bezug auf die Mindestlohninitiative oder die Unternehmenssteuerreform trügen Mitschuld, sagt Schriber gegenüber SRF.
Tiefere Steuern sollen Firmen anlocken
Den Eindruck, den man im Ausland habe, sei, dass durch diese Initiativen jetzt neue Gesetze und detailliertere Regulierungen kämen. «Das ist schade. Nicht nur für den multinationalen Sektor, auch für die Wirtschaft in der ganzen Schweiz», meint der Interessenvertreter der multinationalen Unternehmen in der Genferseeregion.
Die Kantone Genf und Waadt haben sich kürzlich darauf geeinigt, einen einheitlichen Steuersatz von rund 13 Prozent für internationale und lokale Firmen einzuführen. Die GEM unterstützt diese Senkung der Basissteuerrate. «Aber nicht jeder Kanton wird genau die gleiche Lösung finden müssen, weil die lokale Wirtschaft anders ist», erklärt er.
Ausserdem gehe es nicht nur um die Steuern für Gesellschaften. Ein grosser Teil der Steuereinnahmen in den Kantonen sind die Steuern der Angestellten. «In der Region Genf arbeiten 160'000 Angestellte direkt für multinationale Unternehmen. Noch einmal anderthalb Mal so viele sind indirekt für solche Firmen tätig», schätzt Schriber. «Die werden alle voll besteuert – da gibt es keine Geschenke», gibt er zu bedenken.
Bald ein Problem in der ganzen Schweiz?
Sollte der multinationale Sektor nicht mehr konkurrenzfähig sein, dann würden das alle Kantone zu spüren bekommen, befürchtet Schriber. «Es ist wichtig, dass alle Leute wissen, was auf dem Spiel steht.» Bei dem Urnengang am 9. Februar über die Zuwanderungsinitiative hätte man das in Genf und in der Waadt ganz klar gespürt. «In kleineren Kantonen bin ich nicht so sicher, ob das begriffen worden ist.»