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Schweiz Nach Beinahe-Crash: Fluglotsen fürchten sich vor Staatsanwalt

Heute kommt es zur Anklage gegen einen Fluglotsen, der 2011 einen Beinahe-Crash ausgelöst hatte. Die Staatsanwaltschaft verlangt eine bedingte Geldstrafe. Das Skyguide-Personal wiederum macht sich Sorgen, dass der Entscheid Signalwirkung haben könnte.

Nur wenig hätte gefehlt an jenem 15. März 2011. An diesem Tag gab ein Fluglotse zwei Flugzeugen fast gleichzeitig die Bewilligung zum Starten. Beide Maschinen drehten voll auf und trafen sich fast an der Kreuzung der beiden Startbahnen. Nur dank der ausserordentlichen Geistesgegenwart der von links kommenden Piloten kam es zu keiner Tragödie. Sie brachen den Start sofort ab. In den beiden Flugzeugen befanden sich 262 Personen.

Der Skyguide-Mitarbeiter, gegen den die Staatsanwaltschaft ermittelte, muss sich nun vor dem Bezirksgericht Bülach verantworten. Dabei treffen zwei Kulturen aufeinander. Die Staatsanwaltschaft geht von einer fahrlässigen Störung des öffentlichen Verkehrs aus. Skyguide hingegen verweist auf ihr strafloses Meldewesen: Fluglotsen melden selber ihre Fehler und tun dies im Wissen um straflose Konsequenzen. Nur grobfahrlässiges Handeln wird aktiv an die Justiz gemeldet.

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Vladi Barrosa, Skyguide-Media Officer

«Es herrscht ein Gefühl der Anspannung»

Wegen der möglichen Signalwirkung des Urteils verfolgen die Skyguide-Mitarbeiter den Prozess mit grossem Interesse. Im SRF-Gespräch nimmt der verantwortliche Medienbeauftragte Vladi Barrosa Stellung zum Prozessauftakt.

SRF News Online: Am Dienstag beginnt der Prozess am Bezirksgericht Bülach. Wie geht es dem angeklagten Fluglotsen?

Vladi Barrosa, Media Officer Skyguide: Den Umständen entsprechend gut. Er ist natürlich sehr angespannt.

Arbeitet er zurzeit als Fluglotse?

Nicht als Fluglotse, nein. Seit der Anklage arbeitet er im Tower als Experte bei verschiedenen Projekten, aber nicht mehr als Lotse.

Es herrscht ein Gefühl der Anspannung.

Wie haben die anderen Mitarbeiter auf die Anklage reagiert? Haben sie Angst?

Nein, Angst sicher nicht. Es herrscht momentan eher ein Gefühl der Anspannung. Viele befürchten, dass diese Anklage Schule macht.

Die Staatsanwaltschaft verlangt aber «nur» eine bedingte Geldstrafe.

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Darum geht es nicht. Schauen Sie, wir führen eine gewissenhafte Sicherheitskultur. Mit unserem Programm «just culture», welches international angewendet wird, werden unsere Mitarbeiter dazu geleitet, sämtliche Vorkommnisse zu melden. Sie tun dies im Wissen, dass sie dies straffrei machen können. Überhaupt stellt sich die Frage nach der Fehlerkultur. Es darf nicht sein, dass alle Vorkommnisse gleich Disziplinarmassnahmen oder rechtliche Prozesse zur Folge haben. Dieser Problematik müssten sich beispielsweise auch KKW-Angestellte stellen.

Hat der angeklagte Lotse den Vorfall vom März 2011 selber gemeldet?

Die betroffenen Piloten haben dies von Amtes wegen gemacht. Der Lotse selber hat damals den Vorfall ebenfalls gemeldet.

Das Gespräch führte Beni Frenkel.

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