In den überfluteten Uferwegen am Lago Maggiore spiegelt sich die Sonne. Das gute Wetter hat eine leichte Entspannung der Hochwasserlage im Tessin mit sich gebracht. Zwar ist für Freitagabend neuer Regen angekündigt. Meteorologen erwarten jedoch keinen Dauerregen mehr, wie das zu Beginn der Woche der Fall war.
Gewarnt wird aber weiterhin vor Murgängen: «Weil die Erde mit Wasser vollgesogen ist, könnte es laut dem Kantonsgeologen besonders im Südtessin zu kleineren Felsstürzen und Erdrutschen kommen», sagt SRF-Mitarbeiter Gerhard Lob.
Den Zivilschützern wird deshalb die Arbeit so schnell nicht ausgehen. Zu Hilfe kommen könnten den Helfern derweil die kalten Temperaturen, wie der Leiter des Zivilschutzes Locarno, Raffaele Dadò sagt. Da die Schneefallgrenze sinke, gelange weniger Wasser in den See. Dieses bleibt in den Bergen als Schnee liegen.
Wasserpegel sinkt
Der Pegelstand des Lago Maggiore bleibt weiterhin gefährlich hoch, doch sinkt der Pegel derzeit langsam. Das sagt André Engelhardt vom Krisenstab Locarno bei «Schweiz aktuell». Die Situation sei unter Kontrolle. Mit den neuen Niederschlägen am Samstag steige der Pegel wieder an, aber man hoffe maximal auf eine Steigerung bis zum jetzigen Niveau. Der Krisenstab ist optimistisch und plant deshalb die nächste Krisensitzung erst für den Sonntagvormittag.
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Bild 1 von 15Legende: Manche gewinnen dem Hochwasser auch Gutes ab: Auf der Luftmatratze lässt sich nun auch die Stadt erkunden. Keystone
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Bild 2 von 15Legende: Ohne Regenschutz und Gummistiefel gibt es an der Uferpromenade in Locarno kaum ein Vorankommen. Keystone
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Bild 3 von 15Legende: Wider sämtlicher Zerstörung: Kommt die Sonne mal durch, bietet die Überschwemmung fotogene Sujets. Keystone
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Bild 4 von 15Legende: Seit Anfang Woche Land unter: In Locarno bleibt in Ufernähe nichts im Trockenen. Keystone
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Bild 5 von 15Legende: Bau von Stegen: In Locarno haben Zivilschützer Passerellen für Fussgänger aufgestellt. Keystone
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Bild 6 von 15Legende: Locarno ist auch für das Wochenende gerüstet: Sämtliche kritischen Bereiche sind mit mobilen Stegen versehen. SRF
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Bild 7 von 15Legende: Die Autogarage ist voll: In Locarno sind die unteren Stockwerke nahe am See geflutet. SRF
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Bild 8 von 15Legende: Keine Wiese, kein Acker – nur noch Wasser. Die Magadino-Ebene wurde bis Mittwoch grösstenteils überschwemmt. SRF
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Bild 9 von 15Legende: Das war wohl anders gemeint: Eine Warntafel für den Winter an der Seepromenade Locarnos. SRF
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Bild 10 von 15Legende: Die Klinik Santa Chiara in Locarno musste wegen des Hochwassers evakuiert werden. Erst am Montag soll der Betrieb wieder aufgenommen werden. Keystone
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Bild 11 von 15Legende: Wegen dem steigenden Wasserpegel wurden auf einem Campingplatz in Tenero die Wohnwagen abtransportiert. SRF
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Bild 12 von 15Legende: Auch in Melide trat das Wasser im Verlauf der Woche über die Uferpromenade. SRF Augenzeuge/ Belinda Zanfrini
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Bild 13 von 15Legende: Höchstens für Wasserspiele zu gebrauchen: Spielplatz am Lago Maggiore. SRF Augenzeuge/ Erich Baumann-Arnold
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Bild 14 von 15Legende: Noch machen die Wassermassen den Kleinen Spass. SRF
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Bild 15 von 15Legende: Gefahrenzonen: Im Süden des Kantons sind Überschwemmungen das Problem, im Alpengebiet Lawinen. SRF
SRF-Korrespondent Daniel Schäfer konstatiert in Locarno eine gewisse Normalität. «Das hat damit zu tun, dass die Leute dort das schon ein paar mal erlebt haben.» In den Häusern seien deshalb Vorkehrungen getroffen worden: Pumpen wurden installiert und man Öltanks habe man nicht auf dem Kellerboden fixiert, berichtet Schäfer.
Verbarrikadierte Geschäfte
Von den Überschwemmungen der letzten Tage waren laut Zivilschutzleiter Dadò rund 600 Bewohner Locarnos betroffen. Aus Angst vor weiteren Überschwemmungen blieben am Donnerstag zudem viele Geschäfte in der Innenstadt verbarrikadiert, wie SRF-Mitarbeiter Lob berichtet.
Lob attestiert der Polizei und dem Zivilschutz gute Arbeit: «Seit dem Hochwasser im Jahr 2000, als das Wasser bis auf die Piazza Grande kam, hat man viel gelernt.» Alles scheine mehr oder weniger zu funktionieren.
Programm warnt vor Gefahrenzonen
Das liegt nicht zuletzt an der Technik, die sich seit damals weiterentwickelt hat: Mithilfe eines Programms der Tessiner Fachhochschule Supsi können Zivilschutz und Polizei Wetterdaten und Niederschlagsmengen direkt auf dem Stadtplan von Locarno visualisieren.
«So wussten wir schon Montagabend mit sehr grosser Sicherheit, welche Zonen wir in den kommenden Tagen evakuieren beziehungsweise schützen müssen», sagt Zivilschutzleiter Dadò. In diese Risikozone fiel auch das ufernahe Spital Santa Chiara, das am Dienstagmorgen evakuiert worden war. Im Jahr 2000 war es überflutet worden. Das Spital will seinen Betrieb frühestens am Montag wieder aufnehmen.