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Schweiz Neues Forschungs-Projekt soll Geothermie salonfähig machen

Erdbeben oder falsche Annahmen: Die Geothermie in der Schweiz stand bislang unter einem schlechten Stern. Das soll sich jetzt ändern. ETH-Forscher arbeiten im Felslabor Grimsel daran, die Nebenwirkungen der erneuerbaren Energie auf ein Minimum zu beschränken.

Die Atomkatastrophe von Fukushima veranlasste die Schweiz dazu, die Energiewende einzuleiten. Seither setzt der Bundesrat auf Wasser-, Wind- und Sonnenenergie. Zudem verspricht sich die Regierung viel von Geothermie. Mit dieser heissen Energie aus der Tiefe will der Bund in Zukunft 5 bis 10 Prozent des schweizerischen Strombedarfs abdecken. Ein ehrgeiziges Ziel – zumal heute noch kein Geothermiestrom fliesst.

Die bisherigen Geothermie-Versuche förderten in der Tat mehr Erdbeben als Energie zutage. Deshalb hat die ETH im Felslabor Grimsel ein Forschungsprojekt eingerichtet. Kernstück des Experiments sind 12 Bohrlöcher. Das Forscherteam unter der Leitung von Florian Amann führt dabei eine Kamera in jedes Loch, um die Struktur des Gesteins erkennen zu können. Das Ziel: Herauszufinden, wie das Gestein reagiert, wenn Wasser durchgepumpt wird.

Gescheiterte Versuche in Basel und St. Gallen

In der Theorie wird bei der Geothermie Energie erzeugt, wenn kaltes Wasser in warme Erdschichten hinuntergepumpt wird, das Wasser in der warmen Erdschicht erwärmt und daraufhin wieder an die Oberfläche zurückgepumpt wird. Die bisherigen Versuche in der Schweiz scheiterten jedoch alle. In Basel beispielsweise löste 2006 eine Geothermie-Bohrung ein Erdbeben der Stärke 3,4 aus und sorgte für Schäden an den Gebäuden. Zuletzt scheiterte auch ein 160-Millionen-Franken-Projekt in St. Gallen. Der Grund: Anstatt auf heisses Wasser stiessen die Wissenschaftler auf Erdgas.

Die Forscher im Felslabor Grimsel sollen nun mit dem Experiment neue Debakel verhindern. Aus diesem Grund investiert der Bund knapp 4 Millionen Franken in das Projekt. Die Forscher wissen zwar, dass Geothermie-Kraftwerke stets Bewegungen im Erdreich auslösen, arbeiten jedoch daran, diese auf ein Minimum beschränken zu können. «Das Ziel ist jetzt, diese so klein wie möglich zu halten, dass man sie an die Oberfläche nicht spürt», sagt Amann von der ETH.

Ob den Wissenschaftlern der ETH ein Durchbruch in der Geothermie-Forschung gelungen ist, wird sich aber erst im Juli 2017 zeigen. Dann wird das Grimsel-Projekt abgeschlossen.

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