Der Archäologe Nevzat Celik – in Myra zuständig für die Ausgrabungen – hat offenbar im Namen der türkischen Regierung eine Anfrage an den Vatikan auf Rückgabe der Überreste des Heiligen Nikolaus gestellt.
Nikolaus-Reliquien befinden sich in der italienischen Hafenstadt Bari, auf dem Lido von Venedig, in Saint-Nicolas-de-Port in Lothringen und in der Kathedrale von Freiburg. Dort sind die Gebeine seit dem 16. Jahrhundert in einem Schrein in Form eines Arms aufbewahrt.
«Kein Vertrauen» in die Türkei
Für Claude Ducarroz, Domherr der Freiburger Nikolaus-Kathedrale, kommt eine Rückgabe der Reliquie an die Türkei überhaupt nicht in Frage. «Niemals geben wir die Überreste des Heiligen Nikolaus zurück», sagte er der Tageszeitung «La Liberté».
Ducarroz zeigte sich erstaunt über das Ansinnen eines Staates, der von Islamisten dominiert sei und in den er «kein Vertrauen» habe. Ein «schönes Nikolaus-Museum» in der Türkei könne man auch ohne Reliquien gestalten.
Der Domherr räumte ein, dass die Gebeine des Heiligen im 11. Jahrhundert von Seeleuten aus Bari aus der Türkei mitgenommen worden seien. Allerdings sei dies lediglich zu deren Schutz vor den herannahenden Ottomanen erfolgt.
Im übrigen weist Ducarroz darauf hin, dass man in Freiburg durchaus bereit sei, andere an den Gebeine teilhaben zu lassen. Der Beweis: Vor einigen Jahren sei ein Fragment der Kathedrale von Minsk in Weissrussland angeboten worden.
Die Gebeine des Heiligen Nikolaus dürften wohl noch eine Weile in der Kathedrale von Freiburg liegen bleiben: Gemäss «Hurriyetdailynews» hat der türkische Kulturminister Ertugrul Günay versichert, es sei keine offizielle Anfrage gestellt worden. Benno Widmer, im Bundesamt für Kultur zuständig für Internationalen Kulturgüteraustausch, sagte gegenüber der Zeitung «Le Temps», er wisse nichts von einer türkischen Eingabe.