«Ethische Fragen spielen immer eine Rolle in unserer Ausbildung», sagt Christoph Kley, Dozent für Banken- und Finanzwesen an der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) in Winterthur, auf Anfrage von SRF. «Es sollte auch klar sein, dass nicht alles, was legal ist, auch ethisch gerechtfertigt ist.»
Ein schmaler Grat, für den angehende Finanzmanager sensibilisiert werden müssen. Doch wie? «Ich nenne das gerne den Geschmackstest, also hat es ein ‹Geschmäckle›», erklärt Kley seine Unterrichtsmethode. «Oder eine andere gute Frage, um das zu testen, ist: Sieht das gut aus, wenn das auf der Titelseite der lokalen Heimatzeitung steht? Wenn nicht, sollte man darüber nachdenken.» Mit diesen Fragen beschäftige er seine Studierenden in konkreten Einzelfällen.
Nicht alle in einen Topf werfen
Für die moralische Empörung, die sich im Zuge der Offshore-Enthüllungen entlädt, hat Kley nicht nur Verständnis: «Es ist zum Teil echte Empörung, und zum Teil finde ich, ist es eine Inszenierung.» Echte Empörung sei es insofern, dass eines durchaus stimme: «Es gibt sehr vermögende Personen, die werfen sehr viel Zeit und sehr viel Geld auf, um die Steuern zu minimieren. Und es gibt auch einige darunter, die Steuern hinterziehen.»
Aber man könne auf der anderen Seite nicht alle in einen Topf werfen, mahnt der Dozent. «Insofern ist die Empörung nicht angebracht. Es sind komplizierte Einzelfälle mit sehr vielen Gesellschaften und Firmen, die involviert sind. Und die kann man dann nicht abschliessend als Steuerhinterzieher brandmarken.»
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Bild 1 von 12. Vier Kriterien zeichnen laut OECD eine Steueroase aus: 1. Keine oder geringe Steuern, 2. einen schlechten oder keinen Informationsaustausch mit anderen Ländern, 3. keine Transparenz bei Steuerangelegenheiten und 4. Unternehmen müssen in einer Steueroase nicht substantiell präsent sein (ein Briefkasten reicht aus). Bildquelle: Fotolia.
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Bild 2 von 12. Der Inselstaat Samoa: Steuerbetrug trifft Paradies. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 12. Auf den etwa 30 bewohnten Inseln der Inselgruppe Bahamas wohnen ungefähr 300'000 Menschen. Demgegenüber stehen etwa 400 Banken. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 12. Die Kaimaninseln (englisch Cayman Islands) sind eine Inselgruppe in der Karibik und britisches Überseegebiet von Grossbritannien. Bekanntheit haben sich die «Caymans» vor allem durch ihren Status als eine der bekanntesten Steueroasen erworben. Bildquelle: Reuters.
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Bild 5 von 12. Delaware ist nicht nur einer der ältesten Bundesstaaten der USA – für ausländische Anleger auch einer der interessantesten. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 12. Die Republik Seychellen ist ein Inselstaat bestehend aus etwa 115 Inseln. Auf Einkommen und Vermögen sollen hier besonders niedrige oder gar keine Steuern anfallen. Wie in allen Steueroasen gibt es sehr viele Briefkastenfirmen. Bildquelle: Reuters.
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Bild 7 von 12. Die Britischen Jungferninseln (englisch: Virgin Islands) sind ein britisches Überseegebiet in der Karibik. Offizielle Währung ist aber der US-Dollar. Dominierend ist der Dienstleistungssektor, darin insbesondere die Tourismus- und die Offshore-Finanzbranche. Bildquelle: Google.
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Bild 8 von 12. Willkommen auf den Cook-Inseln. Medienberichten zufolge hat der verstorbene Industriellen-Erbe Gunter Sachs hier einen Teil seines Vermögens angelegt. Der deutsch-schweizerische Doppelbürger lebte von 2008 bis zu seinem Tod in Gstaad. Der Kanton Bern überprüft nun Sachs' Steuerdaten. Bildquelle: Keystone.
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Bild 9 von 12. Auch im mittelamerikanischen Panama soll Gunter Sachs laut Medien Firmen gegründet haben – ohne Wissen der Steuerbehörde. (Im Bild: Bauarbeiten am erweiterten Panama-Kanal). Bildquelle: Keystone.
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Bild 10 von 12. Im Inselstaat Mauritius ist eines absolut sicher: Das Bankgeheimnis. Finanzgeschäfte werden ausserhalb der Beobachtung der US-Börsenaufsicht oder der EU abgewickelt. Ausländer können als solche auf Mauritius Konten einrichten und über diese Geldtransfers in unbeschränkter Höhe abwickeln lassen. Bildquelle: Reuters.
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Bild 11 von 12. Hongkong: Chinas Finanzplatz Nummer eins. Von den 100 weltweit grössten Geldinstituten haben 70 einen Sitz in Hongkong. Bildquelle: Keystone.
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Bild 12 von 12. Der Inselstaat Singapur verfügt über alles, was einen attraktiven Finanzplatz ausmacht: Günstige Steuern, eine breites Offshore-Finanzservice-Angeboten und einen freien Devisenmarkt. Bildquelle: Keystone.
(eglc;brut)