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Schweiz Parmelin trennt sich von Armee-Chef Blattmann

Was als Gerücht schon kursierte, wird nun offiziell bestätigt: Armee-Chef André Blattmann wird ersetzt. Über die genauen Umstände seines Abgangs hat Verteidigungsminister Parmelin an einer Medienkonferenz informiert.

Verteidigungsminister Guy Parmelin will einen anderen Chef für die Schweizer Armee. Die parlamentarischen Diskussionen über die Weiterentwicklung der Armee seien abgeschlossen, es gehe nun um die Umsetzung, teilt das Verteidigunsdepartement (VBS) mit. «Es ist das Beste, die Umsetzung mit einer anderen Person durchzuführen», sagt Parmelin. Blattmann hätte nur noch ein halbes Jahr daran mitarbeiten können. Im Jahr 2018 erreiche er sein ordentliches Pensionsalter.

Der Bundesrat habe «der einvernehmlichen Auflösung des Arbeitsverhältnisses zugestimmt», so das VBS. Blattmann tritt per Ende März 2017 zurück, seine Nachfolge ist noch nicht bestimmt. Eine Findungskommission, in der Blattmann keinen Einsitz nimmt, wird Parmelin einen oder mehrere Kandidaten vorschlagen.

Der 60-jährige Blattmann ist seit März 2009 Chef der Armee. Er erhalte nach seinem Austritt im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen ein Jahressalär, schreibt das VBS. Um wie viel Geld es sich dabei handelt, liess sich Parmelin an der Medienkonferenz auch auf Nachfrage nicht entlocken.

Parmelin dankte dem Chef der Armee für seinen engagierten und vorausschauenden Einsatz für die Armee und das VBS. Blattmann habe die Armee in einer schwierigen Phase übernommen, hält das VBS fest. Er habe rasch das Vertrauen und die Akzeptanz der Truppe gewonnen. In enger Zusammenarbeit mit dem VBS-Chef habe er wesentlich zum guten Gelingen der Armeereform beigetragen.

Vorgänger Nef stolperte über Stalking-Affäre

André Blattmann folgte als Armee-Chef auf Roland Nef, der den Hut nehmen musste, nachdem bekannt geworden war, dass er seiner Ex-Partnerin über Monate hinweg nachgestellte hatte. Blattmann als sein Stellvertreter übernahm die Leitung der Armee zunächst interimistisch.

Im Februar 2009 ernannte der Bundesrat den damals 52-Jährigen zum Armee-Chef. Blattmann hatte zuvor erklärt, er werde sich nicht um den Posten bewerben. Wenn ihn der Bundesrat aber anfragen würde, werde er darüber nochmals nachdenken. Seine Meinung zu Armeefragen gab Blattmann indes bereits als Interimschef bekannt: Die Politik müsse endlich sagen, was sie von der Armee wollte, forderte er in einem Interview.

Mit Ueli Maurer oft einig

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In den wesentlichen Fragen schienen sich Blattmann und sein langjähriger Chef Ueli Maurer einig zu sein. Wie der Verteidigungsminister forderte auch Blattmann wiederholt mehr Geld für die Armee. Sicherheit gebe es nicht zum Nulltarif, pflegte er zu sagen. Dem Bürger stelle sich die Frage, ob er eine «Feigenblatt-Armee» oder wahre Sicherheit wolle.

Auch in der Kampfjet-Frage zog Blattmann am selben Strick. Zunächst unterstützte er Maurers Plan, den Kauf neuer Kampfflugzeuge zu verschieben. Angesichts der verfügbaren Ressourcen und der Mängel in der Armee hätten neue Kampfjets keine Priorität, sagte er damals.

Das Gripen-Debakel

Später sprachen sich Blattmann wie Maurer für den Gripen als beste Option aus. Die Alternativen bezeichnete er als «Scheinvarianten». Der Gripen weise das beste Kosten-Nutzen-Verhältnis aus. Das wichtigste Rüstungsgeschäft während seiner Zeit als Armee-Chef scheiterte aber am Nein des Stimmvolkes.

Im Rückblick sagte Blattmann dazu: «Alle Abstimmungen haben wir gewonnen. Nur diese eine nicht.» Es sei ihnen nicht gelungen, das Geschäft so zu kommunizieren, dass das Volk überzeugt gewesen sei.

Besser stehen die Chancen für die Vorlage zur Weiterentwicklung der Armee (WEA). Bei Fragen zur Armeeorganisation waren sich Blattmann und Maurer indes nicht immer einig. Ausserdem ging Blattmann zuweilen auf Distanz zu Maurers SVP, obwohl er dieser nahestand.

SVP favorisierte anderen Kandidaten

Die SVP war über die Wahl Blattmanns nicht begeistert gewesen. Sie hätte Hans-Ulrich Solenthaler bevorzugt. Erfreut zeigten sich damals die FDP und die CVP. In die Kritik geriet Blattmann während seiner Amtszeit unter anderem wegen eines Beraterauftrages, den er ohne Ausschreibung vergab.

Mehrfach sorgte Blattmann zudem mit umstrittenen Äusserungen für Stirnrunzeln. So bezeichnete er etwa das neue Zivildienst-Gesetz als «Betriebsunfall». Mit dem Gesetz war die Gewissensprüfung abgeschafft worden. Das habe fast zu einem freiwilligen Militärdienst geführt, kritisierte Blattmann.

Blattmann erntete Spott

Spott erntete Blattmann mit einem Interview, in dem er über seinen persönlichen Notvorrat sprach: 30 bis 40 Sechserpackungen Mineralwasser, Konservenbüchsen und Cheminéeholz. Die Sicherheitslage sei schwieriger geworden, stellte Blattmann dazu fest. «Vielleicht müsste man den Leuten sagen: Es ist gut, wenn ihr ein paar Vorräte für den Notfall zu Hause habt.»

Blattmann wurde am 6. März 1956 in Richterswil ZH geboren. Nach der kaufmännischen Lehre studierte er an der HWV Betriebsökonomie, 2003 erlangte er an der Universität Zürich den Titel Executive MBA. 1984 trat er in das Instruktionskorps der damaligen Flieger- und Fliegerabwehrtruppen ein, wo er als Einheitsinstruktor arbeitete und später verschiedene Schulen leitete. Vor seiner Wahl zum Armee-Chef war er Stabschef des Feldarmeekorps 4 sowie Kommandant der Zentralschulen.

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