«Zwei Bogen Amethyst-Marken, dann von den Pilzen einen zehner bogen und haben Sie noch die Marken mit den Herzen? Dann kaufe ich die auch noch.» Margrith Wittenwiler aus Zürich Oerlikon ist Stammkundin auf der Philateliestelle mit ihren zwei Schaltern in der Fraumünsterpost, seit Jahren. Sie verschicke pro Monat ungefähr 30 Geburtstagskarten und frankiere sie mit ihren Lieblingsmarken. Diese sind in der Fraumünsterpost in grossen Mengen zu haben. Auch für Post-Stempel hat Margrith Wittenwiler eine Vorliebe, zum Beispiel, sogenannte Letzttagsstempel: «Wenn in einer Ortschaft die Post schliesst, wird der Stempel gereinigt und in die Fraumünsterpost geschickt. Dort wird er bis jetzt noch gestempelt.»
Post verlegt die Verkaufsmöglichkeiten
In Zukunft fällt diese Dienstleistung für Sammler weg, wie die Post bekannt gab. Die Philatelieschalter machen in einer Woche zu, nicht nur in Zürich. Auch in Bern, Basel, Lausanne, Lugano und St. Gallen verschwinden sie. Postsprecher Bernhard Bürki betont allerdings: «Man kann nicht von einer Schliessung reden. Wir stellen die Philatelie neu auf in unserem Verkaufsnetz.»
Konkret gibt es das Briefmarkensortiment nur noch im Postshop, anstatt an speziellen Schaltern. An Postshops verkauft die Post unterdessen eine Vielzahl von Produkten. Den Stempelservice gibt es dort nicht mehr. Der aber war für die Briefmarkensammler zentral.
«Die Briefmarke muss unversehrt sein, alle Zacken müssen dran sein. Man möchte, dass der Ort und das Datum auf der Marke sind», sagt ein anderer Stammkunde. Es ist Herbert Schwander, Co-Präsident beim Markensammler Verein Helvetia Zürich.
Neuer Stempelservice
Er konnte in der Fraumünsterpost die Vereinspost so stempeln lassen, wie das der Philatelist will: von Hand wie früher, nicht von der Maschine, Ort und Datum gut lesbar, nicht verschmiert. Für solches muss er die Briefe neu nach Bern zum neuen zentralen Stempelservice schicken. Er hält dies für teuer und umständlich, auch wenn Post-Sprecher Bürki versichert: «Wir geben uns Mühe, dass wir das möglichst schnell machen. Es sollte zu keiner Verzögerung für die Kunden kommen.»
Markensammeln ist am Aussterben
Dass die Post den Service für die Markenfans abbaut, hat einen Grund, den auch Philatelist Schwander nicht wegreden kann: Markensammeln ist aus der Mode gekommen. Viel weniger Leute als früher benutzen die speziellen Markenschalter und immer weniger machen in Herbert Schwanders Verein mit. «Unser Verein hatte vor dreissig Jahren ungefähr 460 Mitglieder gehabt. Nun sind wir noch 40 Mitglieder», sagt Schwander. «Der Jüngste bin ich, mit 67 Jahren. Junge Leute haben heutzutage nichts mit Briefmarken am Hut.» Dabei sammelten sie ja gerade jetzt wieder wie wild, die Jungen, nämlich Panini-Kleber.
Aber im Zeitalter von E-mail und SMS würden die jungen Menschen halt weniger mit dem Brief und der schönen Marke konfrontiert. Und die Zeit, wo die private Markensammlung wirklich eine Kapitalanlage gewesen sei, sei auch vorbei.
Aber, macht sich Schwander selber Mut, in Asien zum Beispiel, sei das Markensammeln gross in Mode und vielleicht komme ja auch in der Schweiz wieder mal ein Aufschwung.