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Demonstration gegen Bankengeschäfte in Südafrika
Legende: Was war genau? Die Archive der Firmen, die mit Südafrika während der Zeit geschäfteten, bleiben verschlosssen. Keystone/Archiv

Schweiz Private Südafrika-Archive bleiben unter Verschluss

Der Bundesrat hat die Akten auf Bundesebene freigegeben. Aber Kantone und Firmen wehren sich weiter gegen Einblicke.

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Der Bundesrat hat die Archive des Bundes für Akten über Südafrika geöffnet. Dazu gehören auch viele Papiere der Nationalbank.

Das freut Jo Lang. Der Historiker und Vizepräsident der Grünen Schweiz kämpft schon lange für eine Öffnung der Archive. «Die Nationalbank war eng verbunden mit den Grossbanken», sagt er. Deshalb erwarte er aus diesem Archiv auch neue Erkenntnisse.

Schweiz hatte Apartheid-Regime gestärkt

Weniger Neues zu finden werde es wahrscheinlich in den Archiven der Bundesverwaltung geben. Denn über diese Akten beugten sich Experten um den Basler Historiker Georg Kreis bereits in einem Nationalfondsprojekt, bevor der Bundesrat die Akten sperrte, weil er Schweizer Firmen vor drohenden Sammelklagen schützen wollte.

Der Schlussbericht von 2005 machte klar, dass die Schweiz das Apartheid-Regime gestützt, gestärkt und begünstigt hatte. Das geschah besonders intensiv und selbst dann noch, als das Regime bereits weltweit wegen den Menschenrechtsverletzungen geächtet wurde.

Blick in die privaten Archive nicht möglich

Historiker hoffen, dass dank der nun erfolgen Öffnung der Archive auf Bundesebene endlich auch ein Blick in die privaten Firmenarchive von Sulzer, Nestlé, oder jene der Pharmamultis und Grossbanken möglich wird. Dies fordert auch Grünen-Präsident Lang.

Doch vorläufig ist dies ein frommer Wunsch. «Unsere Privatarchive sind strikt nicht öffentlich und nur für den internen Gebrauch bestimmt», teilen die Mediensprecher der Grossbanken UBS und CS mit. Die EMS-Chemie, die in den 1980er Jahren Munitionszünder nach Südafrika geliefert hatte, handhabt es genauso, wie sie schriftlich bestätigt. Die Firma begründet dies mit dem Schutz ihres Know-hows.

Grüne Partei plant Vorstösse

Um Unternehmen zu zwingen, die Daten ihrer Südafrika-Vergangenheit freizugeben, reicht ein Nationalfondsprojekt bei weitem nicht. Es bräuchte eine nationale Kommission, wie damals die Bergier-Kommission mit ihren Untersuchungen zu den Nazigold-Geschäften während des Zweiten Weltkriegs.

So etwas ist im Moment völlig unrealistisch. Die Grünen wollen deshalb eine Reihe von politischen Vorstössen auf Bundes- und Kantonsebene lancieren. Schliesslich seien die Finanzplatz-Kantone Zürich, Genf, Basel und Zug auch in die Geschäfte verstrickt gewesen. Auch die Kantonsarchive müssten geöffnet werden.

Wenig Verständnis bei der Wirtschaft

Beim Wirtschaftsverband Economiesuisse hat man kein Verständnis für all diese Forderungen. Es sei schon genug geforscht worden, sagt Erich Herzog von Economiesuisse. Die Schweiz habe ihre Beziehungen zu Südafrika intensiver aufgearbeitet als andere Länder. «Auch die südafrikanische Regierung sieht hier keinen Handlungsbedarf mehr.»

Herzog befürchtet sogar, dass die vom Bundesrat verfügte Archivöffnung US-Prozessanwälte dazu verleiten könnte, aus den neu zugänglichen Unterlagen einen Fall gegen Schweizer Unternehmen zu konstruieren.

Der Drang von Historikern, Menschenrechtlern und der politischen Linken, auch noch die letzten Ecken der Beziehungsgeschichte Schweiz-Südafrika auszuleuchten, wird sich so schnell jedoch nicht legen.

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