Nach zwei Tagen hatte die Flucht von Fabrice A. ein Ende. Der 39-jährige Vergewaltiger und und des Mordes Verdächtigte kam mit seinem Citroën Berlingo bis nach Polen.
Kurz vor 16 Uhr am Sonntag gelang der polnischen Polizei die Festnahme des Mannes, wie die Genfer Sicherheitsbehörden mitteilten. Seine Auslieferung soll umgehend beantragt werden.
Die Flucht ist zu Ende – die politische Diskussion aber gewinnt an Fahrt. Seit dem Wochenende ist klar, dass die Ermordung einer 34-jährigen Therapeutin Konsequenzen für den Strafvollzug in der Schweiz haben wird.
Romandie zu lasch?
Die Waadtländer Sicherheitsdirektorin Jacqueline de Quattro ist der Ansicht, in der Romandie sei zu oft das Wohl der Häftlinge über die Interessen der Gesellschaft gestellt worden. Die Deutschschweiz sei strenger. In der Romandie müsse man auch diesen Weg gehen, kündigte sie im Westschweizer Radio an.
Selbstkritisch äussert sich auch der Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Pierre Vallon. Die Psychiater sollen künftig den Behörden mehr Information weitergeben, das Arztgeheimnis weniger strikt anwenden, erklärt er.
Register für Gewalttäter
Aber auch in der Deutschschweiz gibt es Reformbereitschaft. Gegenüber SRF fordert der Präsident der Polizeidirektoren, Hans-Jürg Käser, ein Register für Gewalttäter. «Man kann nicht feststellen, wer von welchem Gericht zu welcher Strafe oder Massnahme verurteilt ist. Man kann nicht feststellen, wo er einsitzt, wann seine Strafe allenfalls beendet ist, oder welche Massnahmen für ihn eingeleitet worden sind. Und das wollen wir verbessern.»
Für einmal sind sich alle einig: Es darf nicht sein, dass jemand stirbt, weil die Behörden nicht wussten, wie gefährlich ein Häftling ist.
(aebn;zila)