Der finnische Präsident Sauli Niinistö weilt zu einem Staatsbesuch in der Schweiz. Bundespräsident Ueli Maurer hat ihn in Bern mit militärischen Ehren empfangen. Bei dem zweitägigen Besuch sind unter anderem Gespräche zu Europa geplant.
Doch welche gemeinsamen Interessen haben die Schweiz und Finnland in Sachen Europa? Auf den ersten Blick sind es nicht viele, weiss SRF-Nordeuropa-Korrespondent Bruno Kaufmann. «Die beiden Länder sind ganz anders ausgerichtet. Einerseits die Schweiz, mitten drin und doch etwas aussen vor. Andererseits Finnland, das zwar geografisch aussen vor, aber seit dem Beitritt zur EU im Jahr 1995 mitten drin ist.»
Verstehen die Finnen die Schweiz?
Beide Länder mussten in der Vergangenheit aber immer wieder für sich selbst kämpfen: «Eine Gemeinsamkeit ist, dass man als kleines Land, wenn die grossen Glocken läuten, nicht immer gehört wird», erklärt der Nordeuropa-Korrespondent. «Da besteht eine gewisse Solidarität – fast ein Verwandtschaftsgefühl, bei allen Unterschieden.»
Sieht Bern in Finnland deshalb eine Art Fürsprecher für Schweizer Anliegen innerhalb der EU? «Aus Schweizer Sicht haben die Finnen durchaus Verständnis für Schweizer Besonderheiten», bestätigt Kaufmann. Die Schweiz vergleiche sich aber auch mit Finnland. Ein Blick in die Geschichtsbücher zeige, wie es einem kleinen Land wie der Schweiz hätte ergehen können: «Finnland wurde in den letzten 100 Jahren dreimal besetzt vom grossen Nachbarn Russland.»
Niinistö ist zum EU-Kritiker mutiert
Präsident Niinistö hatte sich in den Neunzigerjahren stark für die EU-Mitgliedschaft eingesetzt – vielleicht gerade wegen der Nähe zu Russland. In den letzten Jahren machte er aber einen Rückzieher und wurde zum EU-Kritiker. Ist er dennoch der richtige Freund für die Schweiz?
«Er ist eine interessante Figur, seit Jahrzehnten mitbestimmend als Konservativer», urteilt Kaufmann. Und er reagierte auf den Frust der Finnen über die EU: «Finnland liess das Volk 1994 zwar mitreden, als es um den EU-Beitritt ging. Danach gab es aber keine Volksabstimmungen mehr zu europapolitischen Themen wie etwa zur Euro-Einführung.» Als Niinistö vor zwei Jahren Präsident wurde, habe er diesen Ball aufgenommen – und damit den nationalistischen «Wahren Finnen» das Wasser abgegraben.