Ende April entgleiste bei Daillens (VD) ein Güterzug mit fünf Zisternenwagen. Ein mit Salzsäure beladener Wagen kippte dabei um. Nach dem Unfall mussten 50 Tonnen Salzsäure abgepumpt und in einen Ersatz-Tankwagen umgefüllt werden.
Der Abtransport erfolgte aber unter risikoreichen Umständen, denn die SBB setzte dafür einen Zisternenwagen aus normalem Stahl ein. Salzsäure (HCl) wirkt stark zersetzend auf Metalle und kann normalen Stahl zerfressen. Darum hätte ein Kesselwagen mit Innenbeschichtung eingesetzt werden müssen.
«Rollende Zeitbombe» in der Romandie
Beim Abtransport mit dem normalen Stahlkesselwagen wurde eine 50 Tonnen schwere «rollende, tickende Zeitbombe» auf der Schiene durch die Westschweiz bis nach Schweizerhalle (BL) gefahren. Das schreibt die Umweltorganisation Ärztinnen und Ärzten für Umweltschutz (AefU) auf ihrer Website. Die AefU wurde über den Transport von einem Insider informiert.
Durch die chemische Reaktion der Salzsäure mit dem Metall sei zudem explosiver Wasserstoff entstanden, schreibt die AeFU weiter. Je länger der Güterwagen mit der Ladung unterwegs war, desto höher stieg der Druck im Tank. Gleichzeitig schwächte die Salzsäure den Tank immer mehr.
SBB untersucht den Vorfall
Diese «tickende Zeitbombe» sei zuerst nach Monthey (VS) gebracht worden und von dort aus nach Schweizerhalle (BL) weitergefahren. Der Leiter Sicherheit und Qualität der SBB, Hans Vogt, bezeichnete es in einer von der AefU veröffentlichten Stellungnahme als «nicht akzeptabel, dass Gefahrengut in unzweckmässigen Kesselwagen transportiert wird.»
Dokumentation
Es sei nicht klar, warum in Monthey die Salzsäure nicht umgepumpt wurde oder warum auf dem Schadenplatz in Daillens nicht direkt ein beschichteter Kesselwagen eingesetzt wurde.
Bei der Ankunft des Wagens in Schweizerhalle hätten Mitarbeiter am Tankwagen die chemische Reaktion in Form von Rauch gesehen und die Chemiewehr aufgeboten. Vor der Entladung musste beim Zisternenwagen zuerst eine Druckentlastung vorgenommen werden.