Vor allem während der Hauptverkehrszeiten stiessen die SBB-Bahnhöfe an ihre Kapazitätsgrenzen, begründet die SBB in einer Mitteilung das Projekt: Die Reisenden verlören viel Zeit beim Ein- und Aussteigen. Im Netzzustandsbericht 2012 würden zwölf kritische Bahnhöfe ausgewiesen, und die Zahl werde in den nächsten Jahren zunehmen.
Mit dem Projekt «Personenkapazitäten Bahnhöfe Schweiz» will die SBB nun testen, wie dem entgegengewirkt werden kann. Geprüft werden soll, wie die Personenflüsse, der Fahrgastwechsel und die Haltezeiten optimiert werden können. Die SBB-Kunden sollen ihr Abteil rascher finden.
Halteort genauer anzeigen
Testbahnhöfe sind Aesch, Duggingen, Grellingen, Zwingen und Laufen im Kanton Baselland an der einspurigen Strecke Basel-Delsberg. In den Bahnhöfen werden Perrons in gleich lange Sektoren von 50 bis 55 Meter eingeteilt. Dank den im Vergleich zu heute halb so langen Sektoren soll der Halteort der Züge klarer festgelegt und den Passagieren über Informationssysteme genauer angezeigt werden.
Die verkürzten Sektoren werden mit Buchstaben bezeichnet und neu an den Sektorgrenzen angezeigt. Dafür sollen verschiedene Arten der blauen Sektortafeln verwendet werden: mit LED hinterleuchtete Tafeln, beleuchtete Email-Tafeln mit reflektierender Schrift oder unbeleuchtete Tafeln. In Laufen markiert die SBB die Sektoren erstmals auch am Boden.
Die Umrüstung der fünf Testbahnhöfe kostet gemäss SBB 550'000 Franken. Der Test soll mindestens ein Jahr dauern. Die Evaluation erfolgt mittels Messungen und Kundenbefragungen. Danach will die SBB über das weitere Vorgehen und Tests an anderen Pilotbahnhöfen entscheiden.
Lokführer-Verband: «abblasen»
Wenig Freude am Pilotprojekt haben die Bahngewerkschaften. Sie befürchten, dass die laufend ändernden Halteorte den Druck auf die Lokführer erhöhen. Diese könnten nicht während der Fahrt den Halteort im nächsten Bahnhof nachsehen. Das bedeute wiederum, dass die Lokführer das Tempo bei der Einfahrt in den Bahnhof senken müssten, was wiederum zu Verzögerungen führe.
Hubert Giger, Präsident des Verbandes Schweizer Lokführer, fordert deshalb von der SBB, das Projekt «abzublasen». Es bringe keinen Mehrwert, sagte er.