Hinter der Armee ist die SBB bereits die zweitgrösste Eigentümerin von Immobilien in der Schweiz. Nun will das Transportunternehmen in den kommenden zehn Jahren 3000 bis 4000 weitere Wohnungen bauen. Das Bahnunternehmen investiert dabei 500 bis 600 Millionen Franken. Von den Gewinnen aus dem Immobiliengeschäft profitiert auch die Infrastruktur.
Jährlich flössen Gewinne in Höhe von 150 Millionen Franken in den Ausbau der Bahninfrastruktur, sagte SBB-Immobilien-Leiter Jürg Stöckli in einem Interview mit den Zeitungen «24heures» und «Tribune de Genève».
Mit der Entwicklung der Städte in den vergangenen zehn Jahren seien die Bahnhöfe und ihre Areale immer weiter ins Zentrum gerückt. «Es wird für die SBB deshalb attraktiver, auch in die Quartiere ausserhalb des Stadtzentrums zu investieren.»
Lukratives Geschäft
Heute erwirtschaftet die SBB 4 Prozent ihres Jahresumsatzes aus der Vermietung ihrer Immobilien. «Unser Ziel ist es, diesen Anteil auf 11 bis 15 Prozent des Gesamtumsatzes zu steigern», sagte Stöckli.
Wichtige Projekte seien bereits aufgegleist: die Europaallee in Zürich mit 1,3 Milliarden Franken, die Pont-Rouge in der Genfer Praille für 650 Millionen Franken, das Quartier «Morges Gare Sud» für 180 Millionen Franken oder das Genfer Viertel «Eaux-Vives» für 130 Millionen Franken.
Der frühere Bundesbetrieb ist nicht verpflichtet, den sozialen Wohnungsbau zu fördern. Angesprochen auf dieses Angebot, sagte der SBB-Immobilien-Chef, dass «die SBB bereits 1000 Wohnungen zu vorteilhaften Preisen vermietet und zusätzlich 37 Genossenschaften unterstützt, welche insgesamt 1700 Wohnungen verwalten».
Wohnungsbau: Gut, aber nicht ausreichend?
Das reiche nicht, findet SP-Nationalrätin Evi Allemann, Mitglied der Verkehrskommission. Das Potenzial der SBB liege viel höher, sagte sie gegenüber SRF. Man müsse den Konzern in die Pflicht nehmen.
«Ich finde es richtig, dass die SBB sich auch im Immobilien-Bereich dem Wohnungsbau verpflichtet. Enttäuschend ist nur, dass der gemeinnützige Wohnbau kein Schwerpunkt der Bautätigkeiten ist – das müsste sich dringend ändern.» Ins gleiche Horn blies auch CVP-Nationalrat Martin Candinas.
SVP-Nationalrat Ulrich Giezendanner hält jedoch entgegen: Man erwarte, dass die SBB endlich wie ein Unternehmen arbeite und selbsttragend werde. Und durch die Immobilien könne eben Gewinn generiert werden.