Für die Milchwirtschaft setzen die Bauern auf Kuhrassen, die besonders viel Milch geben. Doch diese Rassen eignen sich nicht für die Mast.
Die männlichen Kälber der Milchkühe werden deshalb zum Problem, denn Milch geben sie keine. Und für die Bauern lohnt es sich nicht, diese Stierkälber aufzuziehen, weil sie zu wenig Fleisch ansetzen, sagt Hans-Ueli Huber vom Schweizer Tierschutz: «Männliche Kälber werden häufig nach der Geburt oder relativ früh schon getötet, und das ist ethisch verwerflich.»
Um dieses ethische Problem zu umgehen, setzen jetzt immer mehr Bauern auf die Geschlechter-Selektion bei den Kälbern: Eine neue Technologie erlaubt es, die Samen von Zuchtstieren aufzutrennen, in Spermien mit dem weiblichen X-Chromosom und in solche mit dem männlichen Y-Chromosom. Milchkühe können also gezielt mit weiblichen Spermien besamt werden und gebären danach mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ein weibliches Kalb.
Der Schweizerische Bauernverband begrüsst den Einsatz dieser Technologie, wie Geschäftsleitungsmitglied Martin Rufer sagt: «Das ist eine gute Sache. Damit kann man die Anzahl der männlichen Kälber reduzieren.»
«Tut keinem Tier weh»
Auch Hans-Ueli Huber vom Schweizer Tierschutz findet die Entwicklung positiv: «Diese Geschlechtsselektion ist ein unnatürlicher Eingriff, aber er ist aus Tierschutzgründen vertretbar, denn es schadet ja keinem Tier, es tut keinem Tier weh.»
Die gezielte Besamung mit weiblichen Chromosomen stösst auf eine steigende Nachfrage: Innert Jahresfrist hat der grösste Anbieter von Rindersperma in der Schweiz ein Drittel mehr davon verkauft, wie der Landwirtschaftliche Informationsdienst mitteilt.