Zum Inhalt springen

Schweiz Schweizer Sparsamkeit nagt an der Gastronomie

Im vergangenen Jahr haben die Schweizer weniger Geld in Restaurants ausgegeben. Aber nicht nur sparsame Konsumenten machen der Branche zu schaffen: Die Umsetzung der Einwanderungsinitiative und die bevorstehende Abstimmung zum Mindestlohn bereiten den Gastronomen zusätzlich Kopfzerbrechen.

Die Schweizer Gastronomie hat zu kämpfen. Das zeigen die Zahlen, welche der Verband Gastrosuisse an seiner Jahresmedienkonferenz in Bern präsentierte. Im vergangenen Jahr haben die Schweizer insgesamt 23 Milliarden Franken für auswärtiges Essen und Trinken ausgegeben. Das sind 2,6 Prozent oder 630 Millionen Franken weniger als im Vorjahr.

Wichtige Branche

Box aufklappen Box zuklappen

Insgesamt beschäftigt die Schweizer Gastronomie 210'000 Personen und bildet über 9000 Lernende aus. Die Branche verpflegt in der Schweiz täglich 2,5 Millionen Menschen.

Zwar haben die Restaurantbesuche der Schweizer Bevölkerung zugenommen, jedoch wurde pro Mal weniger ausgegeben. Vor allem bei den Getränken wurde gespart, so Gastrosuisse. Laut Verbandspräsident Klaus Künzli hat das Schweizer Gastgewerbe hart zu kämpfen. Konjunkturell sei zwar der Tiefpunkt erreicht, aber ein Anstieg sei noch nicht ersichtlich.

Beizen unter Druck

Gemäss Künzli haben vor allem traditionelle Betriebe einen schweren Stand. Auf dem Land sei das «Beizensterben» eine Realität und akzentuiere sich weiter. Vor allem ländliche, traditionelle Betriebe plagten Nachfolgeprobleme.

Dabei ist die Anzahl der Betriebe in der Schweiz aber nicht generell rückläufig, vielmehr findet eine Verschiebung bei den Betriebskonzepten statt. So essen immer mehr Menschen in Restaurantketten. Diese sogenannte Systemgastronomie befindet sich laut Gastrosuisse auf dem Vormarsch.

Schwierige Rahmenbedingungen

Nebst der wirtschaftlichen Problematik drohen der Branche laut Gastrosuisse nun auch noch erschwerende Rahmenbedingungen. Mit einem Ausländeranteil von 44 Prozent sei das Gastgewerbe auf ausländische Mitarbeitende angewiesen. Darum fordert der Verband bei der Umsetzung der Einwanderungsinitiative «ausreichend grosse Kontingente, wenig Bürokratie und keine Benachteiligung gegenüber wertschöpfungsstarken Branchen».

Aber auch die Mindestlohninitiative sorgt bei den Gastronomen für Kopfzerbrechen. Für Gastrosuisse-Vizepräsident Ernst Bachmann steht fest: «Das Experiment Mindestlohn wirkt sich für das Gastgewerbe besonders nachteilig aus. Die Restauration und die Hotellerie sind standortgebunden und können ihre Tätigkeiten nicht ins Ausland verlagern.»

Zusätzlich käme eine Diskriminierung bei der Mehrwertsteuer, erklärt der stellvertretende Direktor von Gastrosuisse, Hannes Jaisli. Gastgewerbliche Leistungen werden seit Einführung der Mehrwertsteuer 1995 mit 8 Prozent und nicht mit dem reduzierten Satz von 2,5 Prozent besteuert. Dies obwohl sie aus Lebensmittel bestehen. Dies sei ungerecht, so Jaisli, und am Ende hätten die Kunden die Mehrkosten zu tragen.

Meistgelesene Artikel