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Schweiz Schweizer Städte profitieren von der Zuwanderung

Die Zuwanderung der letzten Jahre hat gemäss einer neuen Studie für die Städte und die Schweiz als Ganzes überwiegend positive Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft. Für die Auftraggeber, die zehn grössten Schweizer Städte, unterstreicht dies die Bedeutung der Personenfreizügigkeit.

Personen steigen in ein Tram
Legende: Die Zuwanderung soll die ethnische und kulturelle Vielfalt der Städte fördern und damit deren Innovationsfähigkeit. Keystone

Wie wirkt sich die Zuwanderung der letzten Jahre wirtschaftlich und gesellschaftlich auf die Schweizer Städte aus? Um dies herauszufinden, haben die zehn grössten Schweizer Städte das Forschungs- und Beratungsbüro Infras mit einer Studie beauftragt.

Untersucht wurden dabei die Auswirkungen auf die Wirtschaftsentwicklung und den Arbeitsmarkt sowie die Impulse für Forschung und Innovation. Doch auch der gesellschaftliche Zusammenhalt, die Integration und die Auswirkungen auf die Infrastrukturen und den Wohnungsmarkt wurden unter die Lupe genommen. Insgesamt kommen die Autoren der Studie «Nutzen der Zuwanderung für die Schweizer Städte und die Schweiz» zu einem positiven Ergebnis: Die Zuwanderung nütze deutlich mehr, als dass sie schade.

Mehr Wirtschaftswachstum

Der Nutzen der Zuwanderung ist laut der Studie vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht augenfällig. So sei die Schweizer Wirtschaft von 2002 bis 2008 um rund 3,2 Prozent stärker gewachsen, als dass dies ohne die Personenfreizügigkeit der Fall gewesen wäre. Auch sei das Qualifikationsniveau mit den ausländischen Spezialisten gestiegen, und die Arbeitsproduktivität hätte zugenommen. Diese positiven Aspekte haben gemäss dem St. Galler Stadtpräsident Thomas Scheitlin schliesslich die Konjunktur stabilisiert sowie die Krisenresistenz der Wirtschaft erhöht.

Attraktivere Städte durch soziale Vielfalt

Mit Blick auf die gesellschaftliche Entwicklung kommt die Studie zum Schluss, dass die Zugewanderten gut integriert sind – dies trotz ihrer hohen Zahl. Sie seien meist jung, gut ausgebildet und oft auch bereit, sich in Vereinen zu engagieren.

Auch soll die Zuwanderung die ethnische und kulturelle Vielfalt der Städte und damit deren Kreativität und Innovationsfähigkeit fördern. Für den Genfer Stadtrat Sami Kanaan steigern diese «soft factors» schliesslich die Standortattraktivität der Schweiz, was sich in internationalen Standortrankings niederschlage.

Weniger positiv wirkt sich die Zuwanderung jedoch auf den Wohnungsmarkt aus: Kanaan zufolge führte sie nämlich trotz Bauboom zu einer Verknappung der freistehenden Wohnungen und damit zu einer angespannten Situation.

Internationalisierung der Forschung

Zuwanderung in den Städten

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Von den 580'000 zwischen 2000 und 2010 zugewanderten Personen sind 80 Prozent in die Städte und Agglomerationsräume gezogen. Alleine 30 Prozent der Zugewanderten haben sich in den zehn grössten Städten niedergelassen. Es sind vor allem die Städte und Agglomerationen, welche den grössten Teil der Zuwanderung absorbiert haben.

Im Zuge der Zuwanderung sollen sich auch Forschung und Innovation in der Schweiz in den letzten Jahren stärker internationalisiert haben. Für die Städte ist dies insofern relevant, als eine verstärkte internationale Ausrichtung von Hochschulen und Forschungsinstitutionen die Innovationsfähigkeit und damit die Wirtschaft stärkt.

Gleichzeitig soll es gemäss Studie keine Hinweise geben, dass einheimische Arbeitskräfte verdrängt worden wären. Auch hätte kein genereller Lohndruck festgestellt werden können. Lohndämpfend wirke sich die Zuwanderung jedoch bei den Hochqualifizierten aus.

Bilaterale Abkommen erhalten

Für die Auftraggeber zeigen die Studienergebnisse, dass der Nutzen der Zuwanderung für die Schweizer Städte sowie für die Schweiz vielfältig und überzeugend ist. Sie wollen auf dieser Grundlage daran erinnern, welche Schäden eine rigide Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative auslösen könnte. Der neue Verfassungsartikel sei deshalb in einer Art umzusetzen, in der die bilateralen Abkommen mit der EU und namentlich die Personenfreizügigkeit nicht aufs Spiel gesetzt würden.

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