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Schweiz Skyguide knickt ein Viertel aller Windenergie-Projekte

Grosse Windanlagen müssen bewilligt werden. Unter anderem auch von der Schweizer Flugsicherung Skyguide. Der Umstand entpuppt sich für Windenergie-Produzenten im Land zunehmend als Hypothek. Viele Projekte gefährden nämlich die Sicherheit. Oder vielmehr die Zuverlässigkeit der Skyguide-Radare.

Skyguide ist der neue Don Quixote der Windenergie. Gesuchen für den Bau neuer Windenergie-Anlagen macht die Schweizer Flugsicherung den Garaus.

Von 84 Projekten, die 2014 über die Schreibtische von Skyguide liefen, wurden 19 abgelehnt. Das entspricht fast einem Viertel. Dem gegenüber steht die Energiepolitik des Bundes.

Windräder lassen Flugzeuge vom Radar verschwinden

Bis 2050 sollen 120 Windparks in der Schweiz zwischen 7 und 10 Prozent des Gesamtstroms produzieren. Das zumindest ist die Absicht des Bundesrats, der Mitte 2011 die mittelfristige Umstellung auf alternative Energiequellen beschlossen hat.

Windräder können den Flugverkehr nicht nur direkt behindern – durch zu grosse Bauhöhe. Die mächtigen Blätter der Turbinen sind auch in der Lage, die empfindlichen Radaranlagen von Skyguide zu stören, erklärt der Skyguide-Radar-Experte Maurizio Scaramuzza in der «Tagesschau».

Skyguide in Zahlen

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Die Schweizer Flugsicherung Skyguide hat im ersten Halbjahr 2015 564'377 Flüge kontrolliert. Dies sind gut 10'000 Flüge mehr als im Vergleichszeitraum 2014. Der arbeitsreichste Tag war der 26. Juni mit 4015 kontrollierten Flügen. Mit nur 3,0 Prozent verspäteter Flüge wurde ein Rekordwert erreicht.

Das Radarsystem folgt einem einfachen Prinzip. Antennen am Boden senden elektromagnetische Wellen als Signal aus. Das Flugzeug reflektiert diese Wellen, ähnlich wie ein Echo. Die zurückkehrenden Wellen werden auf dem Radarschirm sichtbar gemacht.

Reichen Turbinen in eine solche Radarwelle hinein, oder stören sie diese durch das eigene elektromagnetische Feld, können Flugobjekte vom Radar verschwinden. Oder, noch fast fataler: «Sie erscheinen auf dem Radarschirm des Fluglotsen an einer falschen Position, das ist sicherheitsrelevant», sagt Scaramuzza.

Problem in der Schweiz besonders virulent

Abhilfe ist teuer. Zum einen kann in neue Radartechnik investiert werden, die es teilweise erlaubt, die Störungspotentiale tief zu halten. Beim Ausbau des Flughafens in Genf sind solche Systeme verwendet worden.

Zum anderen müssen die Hersteller der Windräder reagieren. Durch tiefere Bauhöhe und durch die Verwendung spezieller Materialien.

Suisse-Ecole-Chef Reto Rigassi.
Legende: Suisse-Ecole-Chef Reto Rigassi erinnert auch an die Bedeutung der Investitionen für dezentrale Regionen. SRF

Hier entstehen der Branche erhebliche Kosten, wie Reto Rigassi weiss. «Die Interventionen der Skyguide betreffen Investitionen in der Höhe von 500 Millionen Franken», sagt der Geschäftsführer der Vereinigung zur Förderung der Windenergie, «und das in dezentralen Regionen, wo diese Investitionen sehr willkommen wären». So oder so, den Verbesserungen sind auch natürliche Grenzen gesetzt.

Denn die Schweiz ist bekanntlich sehr kleinräumig. Skyguide ist verpflichtet, grosse Bauvorhaben auf ihre Flugverkehrs-Tauglichkeit zu prüfen. Viele kleine Flughäfen und eine anspruchsvolle Topografie erschweren den Ausgleich von Flugsicherheit und Energieumstellung zusätzlich, schreibt das Unternehmen in einem Faktenblatt zur Windenergie.

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