Die Schweizer und ihre Klischees
Zum Nationalfeiertag ist es für den Schweizer und die Schweizerin Zeit für den Blick in den Spiegel. Mit anderen Worten: 27'000 Teilnehmer einer Online-Umfrage der SRG SSR bekamen bereits vergangenes Jahr mehr als 60 Fragen zur Schweiz vorgelegt. Eine Auswahl der Antworten gibt es hier. So wurde etwa gefragt: «Kann man Ihrer Meinung nach eine gute Schweizerin oder ein guter Schweizer sein und nur eine Landessprache sprechen?»
Die Landessprachen
Deutsch, Französisch, Italienisch, Rätoromanisch – die Schweiz rühmt sich derer vier Landessprachen. Nicht jeder Schweizer fühlt sich aber in allen Sprachen zuhause. Mehr als die Hälfte (57,5 Prozent) meinen, ein guter Schweizer brauche nur eine Landessprache sprechen zu können. Besonders hoch ist dabei Anteil der bis zu 17-Jährigen. 61,8 Prozent der Befragten in dieser Altersgruppe bejahten diese Frage.
Weniger überraschend kommen die Antworten der Befragten deutscher und französischer Zunge daher. Eine Landessprache zu beherrschen reicht, meinen 59,2 Prozent der Deutsch sprechenden Schweizer und 56,4 Prozent der Französisch sprechenden – der Röstigraben lässt grüssen. Umgekehrt verhält es sich bei Italienisch und Rätoromanisch. Nur 21,5 Prozent der Schweizer, die Italienisch sprechen, glauben an den guten Schweizer mit nur einer Landessprache. Noch weniger Rückhalt findet sich bei den Rätoromanisch sprechenden Eidgenossen. Nur knapp jeder Fünfte (19,2 Prozent) hält Monolinguistik für das Merkmal eines guten Schweizers.
Die Prahlerei
Hartnäckig hält sich im In- und Ausland das Gerücht über die Bescheidenheit und Zurückhaltung der Schweizer. Und siehe da: Auch der Eidgenosse selbst meidet die Prahlerei. Gerade einmal knapp jeder Dritte (37,2 Prozent) meint Prahlerei sei in Ordnung und trotzdem könne man ein guter Schweizer sein.
Apropos Prahlerei – der Schweizer und sein Geld ist ein ganz spezielles Thema. Gemeinhin hat er genügend, darüber reden will er aber längst nicht immer. Immerhin 42,2 Prozent der Schweizer geben anderen Leuten offen Auskünfte über ihre Einkünfte. Ein Blick auf die Altersgruppen fällt auf, dass vom 18. Lebensjahr an bis in die Gruppe 65+ die Auskunftsfreudigkeit deutlich abnimmt. Vielleicht sinkt diese ja proportional zum steigenden Einkommen? Gerade einmal 27,5 Prozent der über 65-Jährigen reden offen über ihren Verdienst. Möglicherweise lehnen die Älteren aber einfach nur die Prahlerei ab.
Wenn man nicht über sein Geld reden will, dann darf man doch zumindest zeigen, was man hat. Fehlanzeige, meinen zwei Drittel (66,2 Prozent) der Befragten. Ein guter Schweizer sein und zeigen, dass er viel Geld hat: das passt nicht.
Der Militärdienst
Die Schweiz ist stolz auf ihre Miliz-Armee. Besonders die ganz Jungen und die Gruppe der über 65-Jährigen begrüssen die Tradition dieses Militärdienstes. 44,5 Prozent der bis zu 17-Jährigen und 43,5 Prozent der Gruppe 65+ meinen, ein guter Schweizer habe Militärdienst zu leisten. Dem stehen die 31,6 Prozent aller Befragten gegenüber, die den Dienst an der Waffe weniger wichtig einordnen.
Die Pünktlichkeit
Das liebe Klischee lautet: Mit jedem Breitengrad nach Süden sinke auch der Grad an Pünktlichkeit. Die Befragung der Italienisch sprechenden Schweizer scheint das Vorurteil zu widerlegen. 61 Prozent sagen, ein guter Schweizer hat pünktlich zu sein. Bei den Eidgenossen anderer Sprache liegt der Wert gerade einmal rund um die 50 Prozent. Im Durchschnitt meinen 53,7 Prozent aller Befragten, ein guter Schweizer muss es mit der Pünktlichkeit nicht immer so genau nehmen.
Abschliessend lohnt noch der Blick auf die Geschlechter. Die Umfrageergebnisse lassen darauf schliessen, dass bei Frau und Herrn Schweizer wohl besonders häufig in Sachen Pünktlichkeit der Haussegen schief hängt. Denn 59,3 Prozent der Frauen halten Pünktlichkeit nicht unbedingt für eine notwendige Eigenschaft eines guten Schweizers. Die Männer sehen das mehrheitlich anders. 51,7 Prozent sind der Meinung, ein guter Schweizer habe pünktlich zu sein. Soll noch einer was über den Röstigraben sagen.