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Ein Arzt wartet auf den Antransport eines Verletzten, im Hintergrund ein Helikopter.
Legende: Die Spitäler wollen mehr Geld für ihre ambulanten Leistungen – nicht weniger. Keystone

Schweiz Spitäler wollen mehr Geld – nicht weniger

Die Hausärzte bekommen künftig mehr Geld für ihre Leistungen – so hat es das Stimmvolk entschieden. Ein Teil dieses Geldes will Bundesrat Berset bei den Spitälern holen. Doch diese wehren sich vehement gegen dieses Vorhaben.

Die Spitäler verstehen sich wie die Hausärzte als Teil der medizinischen Grundversorgung. Mit den Notfall-Diensten stünden sie Patienten rund um die Uhr offen, sagt Bernhard Wegmüller, Direktor des Spitalverbands H+. Ein Viertel aller ambulanten Leistungen würden die Spitäler erbringen.

Spitäler fordern gleiche Tarife

Deshalb fordert er für gleiche Leistungen gleich viel Geld wie Arztpraxen. «Die Spitäler brauchen auch im ambulanten Bereich kostendeckende Tarife», fügt Wegmüller an. Das ist derzeit nicht der Fall. Die Hausärzte sind schon heute besser gestellt als die Spitäler.

Mit dem Ja vom Sonntag werden sie nochmals gestärkt: Noch in diesem Jahr will Gesundheitsminister Alain Berset in die Tarifstruktur Tarmed eingreifen, mit der ambulante ärztliche Leistungen abgerechnet werden. Bei den Spezialärzten soll gestrichen werden, was die Hausärzte mehr erhalten. Insgesamt geht es um 200 Millionen Franken.

Veraltete Tarifstruktur

Nun wehren sich die Spitäler dagegen, dass auch sie künftig weniger Geld erhalten sollen als bisher. Der Direktor des Unispitals Basel, Werner Kübler, findet es nicht richtig, jene Leistungserbringer zusätzlich abzustrafen, die 24 Stunden am Tag während sieben Tagen in der Woche in Bereitschaft sind. Schon heute sei es so, dass die Spitäler die Kosten im ambulanten Bereich nicht decken könnten.

Der ambulante Bereich sei markant gewachsen, so Kübler weiter. Dies weil einerseits immer mehr Personen direkt ins Spital gehen, andererseits aber auch, weil der medizinische Fortschritt immer mehr ambulante Behandlungen ermöglicht. Doch die Tarifstruktur sei noch aus den 1990er-Jahren.

Der Spitalverband H+ spricht von 500 Millionen Franken, die im letzten Jahr deshalb in den Kassen der Schweizer Spitäler fehlten. Wenn Gesundheitsminister Berset wie geplant die Tarife ändert, fehlten zusätzlich bis zu 150 Millionen Franken jährlich.

Wie will Berset das Problem lösen?

Für H+-Direktor Wegmüller ist deshalb klar: «Der Vorschlag, wie ihn Bundesrat Berset in die Anhörung gebracht hat, ist für uns nicht akzeptabel.» Er sei gespannt, was für einen Vorschlag Berset definitiv bringen werde.

Unterstützung erhalten die Spitäler auch von der Ärzte-Vereinigung FMH, bei der auch die Hausärzte dabei sind. Bersets Vorschlag sei eine Übergangslösung, heisst es dort auf Anfrage. Als nächster Schritt müsse die Tarifstruktur von Grund auf revidiert werden.

Die Abstimmung vom Sonntag hat fürs Erste zwar die Hausärzte ruhig gestellt – und andernorts neue Begehrlichkeiten geweckt. Mehr kosten darf das Ganze allerdings vorerst nicht.

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