Die öffentlich finanzierte Bildung müsse inhaltlich ausgewogen sein und ohne Beeinflussung stattfinden, forderte der Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH) anlässlich der Eröffnung der Swiss Education Days in Bern. Eltern bräuchten die Gewissheit, dass ihre Kinder nicht einseitig beeinflusst oder mit Werbung eingedeckt würden.
Datenschutz im Vordergrund
Als besonders heikel wertet der Verband das verdeckte «bezahlen» von kostenlosen Angeboten, etwa durch die Nutzung persönlicher Daten, die Schüler preisgeben. Daher spiele der Datenschutz eine zentrale Rolle im Bildungssponsoring.
Nicht alle gesponserten Lernangebote seien problematisch. Es gebe viele gute und innovative Schulprojekte, welche die wichtigsten Verhaltensregeln an öffentlichen Schulen respektierten, schreibt der Lehrerverband in seiner Mitteilung.
Sponsoren profitieren von Sparrunden
Grundsätzlich sieht der Verband aber die Gefahr, dass Organisationen auf den Unterricht inhaltlich Einfluss nehmen. Die Abhängigkeiten würden durch Sparrunden noch verstärkt. Je mehr öffentliche Schulen finanziell unter Druck gerieten, desto eher seien sie bereit, kostenlose Angebote zu nutzen. Damit steige die Gefahr der verdeckten und offenen Werbung im Unterricht. «Es gibt Unternehmen, die in den Schulen Product Placement machen. Dagegen müssen wir uns wehren», sagt Beat W. Zemp, Präsident des Lehrerverbandes.
In dem Leitfaden zeigt der Verband anhand von Fallbeispielen den richtigen Umgang mit Sponsoring an Schulen auf. Darunter finden sich Themen wie Sachspenden, kostenlose Smartphones für Klassen, Werbung an Schulen oder den «Tag der Pausenmilch».
Microsoft, Swisscom und Co. unterzeichnen Charta
Bereits tätig geworden sind 18 zivilgesellschaftliche Organisationen, Stiftungen und Unternehmen. Sie haben am heutigen Dienstag eine Charta zum Engagement von Privaten in der Bildung unterzeichnet. Unter den Erstunterzeichnern befinden sich neben der Post und Swisscom auch Samsung und Microsoft.
Mit der Charta verpflichten sie sich dazu, kantonale Datenschutzregelungen einzuhalten und auf Produktwerbung zu verzichten. Eltern müssen zudem vorgängig informiert werden, wenn ihrem Kind bestimmte kostenlose Nahrungsmittel in der Schule abgegeben werden. Damit könnten sie deren Abgabe verhindern.
Kantone in der Pflicht
In der Pflicht sieht der Lehrerverband aber auch die Kantone. Sie müssten gemeinsame Vorstellungen entwickeln, wie das Sponsoring an Schulen geregelt werden könnte.
Keinen Handlungsbedarf sieht vorerst der Westschweizer Lehrerverband Syndicat des enseignants romands (SER). Man habe sich aus dem Projekt des LCH zurückgezogen, hiess es auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Der Verband werde aber in den nächsten Jahren ein ähnliches Projekt prüfen.