Wie können die Kosten im Gesundheitssystem ohne Abstriche bei der Qualität gesenkt werden? Eine Idee scheint bestechend: Krankenkassen zahlen nur noch den günstigsten Wirkstoff. Wer kein Generikum will, muss die Differenz selber bezahlen.
Würde das in der Schweiz konsequent umgesetzt, könnte man schon sparen, sagt Monika Diebold, Leiterin des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums: «Es ist aber ein beschränktes Sparpotenzial, weil der Markt für Generika nicht allzu gross ist.»
Immerhin 250 Millionen Franken könnten jedes Jahr eingespart werden. Das entspricht einem Prozent der Gesamtkosten, die bei den Krankenkassen aus der obligatorischen Grundversicherung jährlich anfallen. So steht es in einer neuen Studie.
Preisüberwacher rechnet mit mehr
Auf ein viel höheres Einsparpotential ist vor drei Monaten der Preisüberwacher gekommen, und zwar auf 390 Millionen Franken mit dem gleichen Modell – und das alleine bei den 20 umsatzstärksten Medikamenten. Welche Zahlen stimmen nun? Stefan Meyerhans sagt dazu: «Es kommt darauf an, welche Szenarien und welche Grundlagen man verwendet. Wichtig ist, dass es mindestens eine Viertelmilliarde ist.»
Monika Diebold bestätigt, dass sie teilweise von unterschiedlichen Daten ausgegangen seien. Die scheinbare Differenz lasse sich so erklären: «Wir haben versucht, eine ungefähre Abschätzung zu machen. Die Zahlen sind tatsächlich in einem vergleichbaren Rahmen.»
Preisunterschiede gegenüber dem Ausland
Beide Studien berücksichtigen aber nicht, dass die Generika im Ausland noch günstiger sind als in der Schweiz – sie sind dort fast doppelt so günstig. Deshalb ist bei den derzeitigen Generikapreisen in der Schweiz sicher noch Luft drin, das heisst: Die Medikamentenverkäufer profitieren heute von einer vergleichsweise gute Marge.
Das sieht auch Gesundheitsökonom Willy Oggier so: «Wir haben bei Generikapreisen noch Potenzial nach unten. Allerdings scheinen mir die Zahlen der genannten Studie in der Regel eher zu hoch.» Denn der Schweizer Generikamarkt könne nicht einfach 1:1 mit dem ausländischen verglichen werden.
Kosten in der Schweiz nicht vergleichbar
Der Schweizer Markt ist kleiner. Es braucht dreisprachige Beipackzettel und die Hersteller sind – anders als im Ausland – verpflichtet, neben Tabletten auch Kapseln oder Zäpfchen anzubieten. Das alles verursache Mehrkosten.
Zudem seien Modellrechnungen, die von einem kompletten Ersatz der Originalmedikamente ausgehen, eigentlich unzulässig, sagt Oggier. «Eine 100-prozentige Substitution durch Generika ist absolut unrealistisch. In der Zukunft sogar noch unrealistischer.»
Denn die Schweizer Bevölkerung wird immer älter. Und alte, gebrechliche Menschen nehmen oft ein Dutzend Medikamente gleichzeitig. Es ist nicht einfach, in einem fein abgestimmten Cocktail ein Medikament durch irgendein Generikum zu ersetzen.