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Schweiz Subventionen für Strom aus Schweizer Wasserkraft?

An sonnigen Tagen produzieren die Solaranlagen in Deutschland mittlerweile so viel Strom, dass der Markt für die anderen Kraftwerke zusammenbricht. Das spürt auch die Schweizer Wasserkraftbranche. Doch der Ruf nach Subventionen ist auch intern umstritten.

Am letzten Sonntagmittag zum Beispiel, da schien die Sonne. Viele waren draussen am Picknick, gekocht wurde kaum. Gleichzeitig produzierten die deutschen Solaranlagen Strom auf Hochtouren.

Bei einem solchen Stromüberangebot bricht der Preis zusammen, ja verkehrt sich gar ins Gegenteil. Wer also am letzten Sonntag auf dem Grosshandelsmarkt Strom einkaufte, bekam dafür noch Geld - bis zu 20 Rappen pro Kilowattstunde. Das ist wunderbar für Grossverbraucher wie die SBB und auch für die Betreiber von Pumpspeicherkraftwerken: Sie pumpen Wasser in die höher gelegenen Stauseen und verdienen noch damit.

Umgekehrt war es ein schwarzer Tag für die vielen Flusskraftwerke in der Schweiz: Sie können bekanntlich das Wasser nicht speichern und gehen in einer solchen Situation leer aus.

Alpiq: Branche stösst an Grenzen

Die Lage der Branche sei «sehr hart», sagt Michael Wider, stellvertretender Konzernchef von Alpiq, an einer Lobbyveranstaltung mit rund zwei Dutzend Politikern und zahlreichen Energiefachleuten in Bern. Sein Unternehmen werde zurzeit ziemlich durchgeschüttelt. Die Preise seien um 30 bis 40 Prozent gesunken. «Es mag ja stimmen, dass wir in früheren Zeiten zu viel verdient haben, doch wir stossen nun an Grenzen», konstatiert er.

Anton Schleiss von der ETH Lausanne bringt es in seinem Vortrag über die Zukunft der Wasserkraft wie folgt auf den Punkt: Bestehende Werke modernisieren und ausbauen sei am sinnvollsten und auch ökologisch vertretbar. Nur investiere kaum mehr jemand - es lohne sich derzeit nicht.

Kantone: Subventionen auch für grosse Kraftwerke

Die Wasserkraftkantone fordern deshalb, dass auch grosse Kraftwerke Subventionen erhalten - 70 Millionen Franken pro Jahr. Ihr Präsident ist der Bündner Bau- und Energiedirektor Mario Cavigelli. Er unterstreicht, dass die neuen erneuerbaren Energien gefördert werden sollen. Dabei müsse aber vermehrt die Kosten-Nutzen-Frage gestellt werden. Konkret: Förderfranken nur sprechen, wenn daraus eine erhebliche Mehrproduktion resultiert.

Dies aber hiesse: weniger Geld für kleine Solaranlagen und Kleinwasserkraftwerke zugunsten von Subventionsgeld für die grossen Wasserkraftwerke.

Branche nicht einig

Unter den linken Politikern an der Lobby-Veranstaltung gibt man sich eher offen , den Subventionstopf auch für die Wasserkraft zu öffnen. SP-Nationalrat Roger Nordmann etwa hat «ein gewisses Verständnis» für dieses Anliegen. Von rechter Seite dagegen kommt klarer Widerstand, noch mehr Subventionen in die Energiewirtschaft zu stecken.

Und selbst Wider von Alpiq macht deutlich, dass er diese Idee nicht unterstützt: Ein bisschen Fördergeld für den Einstieg in die Sonnen- und Windenergie sei in Ordnung. Wichtiger wäre nach seinen Worten aber, dass Deutschland die übertriebene Subventionierung wieder zurückfährt. Da kann die Schweiz allerdings nicht mitreden.

brut

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